
Die Lyra, die Sokratis Sinopoulos hier spielt, ist ein so kleines Instrument, ausgestattet mit einer akustischen Differenziertheit, die einen von Beginn an bei diesem Album in den Bann zieht. So groß erklingt sie im Zusammenhang und -klang mit dem Klavierspiel von Yann Keerim. Das Klavier bettet dieses so zerbrechlich klingende Instrument ein, umarmt es, beflittert es.
Das Album «Topos» ist eine musikalische Liebeserklärung der Musiker und Instrumente untereinander. Und es ist eine Liebeserklärung an die Musik des südlichen Osteuropas. In deren Zentrum stehen die Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók. Diese Wundertänze werden in diese neue Welt eingeflochten, so wie sie bereits ja Bartók in seiner Musiksprache übersetzte. Die sie tragenden Atmosphären sind komplett resistent gegen Ausweidung. Die Kraft der Volksmusik wird damit doppelt gebrochen und dabei fortentwickelt. Man kann die Originale nicht verbessern, man kann auch die Umsetzung Bartóks nicht verbessern, aber sich annähern und die musikalische Flaschenpost in die Gegenwart tragen.
Die Art, wie Sokratis Sinopoulos, das filigrane Instrument zu artikulieren weiß, mit eigenem stimmigem Vibrato da und dort, mit Verzierungen, Prallern, Mordenten, Glissandi, mit gelegentlichem flautierendem Bogenstrich, der die Stille am Rand des Geräuschs streift, lässt einen hörend die Fassung verlieren. Man wird ganz klein und bescheiden vor dieser Differenziertheit menschlich-ästhetischer Äußerungen.
Topos – Sokratis Sinopoulos, Yann Keerim [2025]
- Sokratis Sinopoulos – Lyra
- Yann Keerim – Piano
Recorded: February 2024, Sierra Studios, Athens
ECM 2847 (VÖ: 17.10.2025)













