21. November 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Robert Schumann

Robert Schumann
Robert Schumann
Die von Clara Schumann bei der Erstausgabe des Requiem op. 148 hinzugefügte Opuszahl gibt fälschlicherweise vor, es würde sich um eine «letzte» Komposition handeln. In der wirklichen Entstehungsgeschichte steht es hingegen in unmittelbarer Nachbarschaft zu der im März 1852 abgeschlossenen Missa Sacra, die bei ihrer posthumen Drucklegung mit «147» eine nicht minder hohe Zahl erhielt. Beide Partituren bezeugen Schumanns nachhaltiges Interesse an Kirchenmusik, deren repräsentative Aufführung ihm als Musikdirektor in Düsseldorf übrigens auch oblag («vier Messen und zwei Aufführungen in der Kirche in der Charwoche»).

Werbung

Beide Werke haben es anhaltend schwer, sich im Repertoire zu etablieren. Auch Johannes Brahms stand ihnen mit einiger Distanz gegenüber, bevor Clara eigenständig die späte Herausgabe entschied. Dass die Missa Sacra nicht unbedingt mit einem Orchester aufgeführt werden muss, sondern Schumann selbst eine bis vor kurzem nicht wahrgenommene Version nur mit Orgelbegleitung vorsah, ist eine verblüffende Entdeckung der wissenschaftlich-kritischen Gesamtausgabe. Sie bildete auch die Grundlage für die Einspielung mit dem legendären Chor des Schwedischen Rundfunks, dessen Klang der legendäre Eric Ericson geprägt hat. Seit der Saison 2020/21 ist Kaspars Putninš Chefdirigent des Ensembles. Und so dokumentiert diese Einspielung auch die anhaltende Qualität des Chors – hier jedoch in einem weiteren sakralen Raum, in dem sich der Ton zwar warm entfaltet, aber auch die Pedalregister der Orgel von beträchtlich basslastiger Präsenz sind – selbst bei der Wiedergabe unter dem Kopfhörer. Die eingespielte Fassung lässt den Singstimmen aber auch mehr Kraft zur eigenen Entfaltung. Nordische Klarheit leuchtet durch die vier doppelchörigen Gesänge, in denen selbst Sterne und Licht eine Rolle spielen.

Werbung

Robert Schumann. Missa Sacra op. 147, Vier doppelchörige Gesänge op. 141 für gemischten Chor a cappella
Swedish Radio Choir, Johan Hammarström (Orgel), Kaspars Putninš

BIS Records BIS-2697 (2022)

HörBar #170 – s/w

Rune Glerup

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

    View all posts
hoerbar_nmz

Der HörBar-Newsletter.

Tragen Sie sich ein, um immer über die neueste Rezension informiert zu werden - entweder täglich oder mit den Rezensionen der vergangenen Woche am Sonntag.

Liste(n) auswählen:
DSGVO-Abfrage*

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

This entry is part 3 of 3 in the series HörBar #170 – s/w

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden.