
… wobei dann aber doch zu berücksichtigen ist, dass diese nicht verkürzt notiert und improvisiert sind, sondern (und das ist wirklich verblüffend) vollständig niedergeschrieben wurden. Kapustin selbst liefert dafür die Begründung: «Ich war nie ein Jazzmusiker. Ich habe nie versucht, ein wahrer Jazzpianist zu sein, aber ich musste es sein, um des Komponierens willen. Ich interessierte mich nicht für Improvisation – und was wäre ein Jazzmusiker ohne Improvisation? Alle Improvisation meinerseits ist natürlich niedergeschrieben, und sie ist dadurch viel besser geworden; es ließ sie reifen.» Puristen mögen dies als störend empfinden, doch man kann die Sichtweise auch umdrehen: Wer das alles so genau niedergeschrieben hat, muss schlichtweg ein gutes Stilgefühl und eine herausragende Schreibtechnik haben. Und wer das dann so spielt, als wäre es nicht notiert, löst gewissermaßen ein Versprechen des Komponisten ein. Insofern stellt das Album Blueprint mit dem Frank Dupree Trio eine Besonderheit dar – eine Besonderheit, die musikalisch wie interpretatorisch schlichtweg Spaß macht und nicht überhört werden sollte.
Blueprint. Piano Music for Jazz Trio
Nikolai Kapustin. Sunrise (Daybreak) op. 26; Concert Studies op. 40/1, 2, 7, 8; Variations op. 41; Motive Force op. 45; Big Band Sound op. 46; Jazz-Preludes op. 53/1, 3, 4, 6–9, 11, 13, 15, 19, 23; The End of the Rainbow op. 112; Paraphrase on «Blue Bossa» op. 123; Paraphrase on «Aquarela do Brasil» op. 118
Frank Dupree Trio
Capriccio C 5439 (2020)








