
Ein bisschen sperrig ist der Titel dieser Schallplatte mit zwei Kompositionen der kanadischen Komponist:innen Rebecca Bruton und Jason Doell, deren Besetzung kammermusikalisch ist und durch das Streichquartett (Quatuor Bozzini) und ein sechshändiges Klavier (junctQín keyboard collective) gebildet wird. Das Ergebnis ist frappiernd beglückend anstrengend.
Ein wenig sperrig ist mindestens auch Rebecca Brutons «Te Faerie Ribbon». Fast wie klaustrophobisch ist der Rahmen der Komposition aus vier Teilen in harmonischer Hinsicht. Dicht gepackt, zwischendrin deutlich homophon, schreitend mit gewünschtem Stolpern. Dann wieder in sich verschlingend, nahezu verspielt liebelnd musizieren die Streicher. Später ist zu hören eine, sich ausbreitend wie auf glitzernden Flügeln, gesprenkelte Musik. Eine musikalische Mission zwischen archaischer Enge und aufgespreitzer Multiclusterität. Sperrig? Nun. Nein, nicht wirklich. Schmodderig, britzelnd, abgebrannt hymnisch bluffig.
Jason Doells «to carry dust & breaks through the body» ist daneben eine ziemlich klare Angelegenheit mit Unisono-Passagen über einem abgleitenden Bordunton, um den herum sich Abstimmungsprozesse abspielen. Kontrakomplex würde ich das von dieser Komposition als einer Architektur in der Zeit her nennen. Aber man weiß, Komplexität ist relativ. Jede Komposition dieser Machart ist komplex, je tiefer man in sie hineinhört und sie einen hineinlässt. Die Türen hier sind weit offen! Das ist großartig und herausfordernd.
Rebecca Bruton & Jason Doell: a root or mirror, blossom, madder, cracks; together [2024]
SIDE A: Rebecca Bruton — Te Faerie Ribbon (I-IV)
SIDE B: Jason Doell — to carry dust & breaks through the body
- Quatuor Bozzini: Alissa Cheung & Clemens Merkel — violins,Stéphanie Bozzini — viola,Isabelle Bozzini —cello.
- junctQín keyboard collective: Stephanie Chua, Joseph Feretti, Elaine Lau — piano (six hands)
- Recorded at Studio PM Montréal, Québec by James Clemens-Seely, recording engineer
Collection QB (LP/DL—CQB 2433) (VÖ: 28.08.2024)