Bach – Sonaten und PartitenBachs sechs Sonaten und Partiten für Violine allein (die auch die Suiten für Violoncello allein) sind Werke, die nicht nur für fertige Instrumentalist:innen gedacht sind, sondern die auch in jedem Takt die kompositorische Vollendung zeigen, Melodie, Rhythmus, Harmonik und Kontrapunkt so zu denken, dass jede Noten in mindestens einer dieser Dimensionen eine substanzielle Bedeutung hat. Und so fordern sie nicht nur eine herausragende Spieltechnik, sondern auch gestalterisches Vermögen in der Vertikalen wie Horizontalen.
All dies findet sich eindrucksvoll auf dem zweiten und damit letzten Album dieser Werkgruppe wieder – eingespielt von Franz Peter Zimmermann, dem dabei die ihm zur Verfügung stehende Stradivarius Lady Inchiquin spielt. Feine Tonschattierungen sind zu hören (Siciliana der Sonate g-Moll), brillante Virtuosität (im Double der Corrente aus der Partita h-Moll), ebenso wie strukturelle Klarheit in den Fugen (besonders in der aus de Sonate C-Dur). Die räumliche Akustik steht all dem nicht entgegen, und dennoch fehlt mir bei aller Meisterschaft eine (an)sprechende Leichtigkeit in Ton und Artikulation, die diese Musik von innen bereichern würde.
Johann Sebastian Bach. Sonaten & Partiten Vol. 2
Sonate Nr. 1 g-Moll BWV 1001; Partita Nr. 1 h-Moll BWV 1002; Sonate Nr. 3 C-Dur BWV 1005
Frank Peter Zimmermann (Violine) BIS Records BIS-2587 (2021, 2022)
Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.