Mehr aber noch ist es die mitteltönige Stimmung, die auf diesem Album zu einem Hörerlebnis wird. Die reinen Terzen verleihen vielen heute manchmal müde wirkenden diatonischen Kompositionen eine berückende Klarheit und Kraft, während bei chromatischen Kompositionen nicht nur der «böse Wolf» (also die Wolfsquinte) in den Vordergrund rückt, sondern sich auch die Linien mit ihren für heutige Ohren ungewöhnlichen Unreinheiten eine faszinierende Farbwirkung entfalten – etwa in den beiden Toccaten von Michelangelo Rossi. Guy-Baptiste Jaccottet kostet dies mit seinem agogischen Spiel bis in die kleinste Verzierung aus. Voll innerer Lebendigkeit ist auch das Zusammenspiel des Duo Æoline. Die räumliche Verteilung der Mikrophone darf als überaus gelungen bezeichnet wer-den (die Blockflöte ist immer etwas präsenter eingefangen).
Clair Obscur. Œuvres du 16e et du 17e siècle pour flûte et orgue
Dario Castello. Sonata seconda; Giovanni da Palestrina / Francesco Rognoni. Pulchra es amica mae; William Byrd. The Galliarde to the Third Pavan; Jacob van Eyck. Doen Daphne d’over schoone Maeght; Michelangelo Rossi. Toccata seconda; Johann Heinrich Schmelzer. Sonata Cu Cu; Johann Caspar Kerll. Capriccio sopra il cucu; Johann Heinrich Schmelzer. Sonata seconda; Jacob van Eyck. Wat zalmen op den Avond doen; Michelangelo Rossi. Toccata settima; Dario Castello. Sonata prima; Giovanni da Palestrina / Francesco Rognoni. Io son ferito ahi lasso; William Byrd. The Galliarde to the Fifth Pavan
Duo Æoline. Charlotte Schneider (Blockflöte), Guy-Baptiste Jaccottet (Orgel)
Claves Records 50-3065 (2022)
- Orgel + Trompete
- Orgel + Posaune
- Orgel + Blockflöte