Die Musik hat freilich nur wenig Neues zu sagen. Die Partitur der Sinfonie Nr. 2 etwa pendelt im Nirgendwo zwischen Neoklassizismus, Neo-Romantik, erhabenen Gesten und Minimalismus, ohne dass auch nur ein Aspekt konsequent durchgeführt würde. Insofern tut die Musik nicht weh, sie fließt in einem multikulturellen Mix aus Allusionen von allerlei Kontinenten und Komponisten. Einmal schimmern Wagner und Strauss durch (Ende des ersten Satzes), dann klingt Mahler als Zitat an (3. Satz), bald blickt Strawinsky um die Ecke (2. Satz). Für Kenner des sinfonischen Repertoires ist die Sinfonie fast ein «musikalischer Spaß» (à la Mozart), wenn einem nicht immer wieder das Schmunzeln gefrieren würde. Denn was von alledem ist nun genuin «Hisaishi»? Versteht er es, verschiedene Ideen synthetisch zu fassen – oder ist alles eben doch nur epigonal? Die Viola Saga ehrt jedenfalls das mir sehr liebe Instrument. – Akustisch brillant eingefangen (Aufnahmen stammen aus dem prestigeträchtigen Wiener Musikverein und Konzerthaus Wien), bleibt das Booklet mit dem Jahr der jeweiligen Komposition wie auch das der Aufnahme einige der nach wie vor wichtigen Metadaten schuldig. Man kann beides über die Homepage des Komponisten ermitteln. Warum aber dieser Umweg? Ist es so wenig «sexy«, ein paar elementare Daten zu nennen?
Joe Hisaishi in Vienna
Joe Hisaishi. Symphonie Nr. 2 (2021), Viola Saga (2023)
Antoine Tamestit (Viola), Wiener Symphoniker, Joe Hisaishi
Deutsche Grammophon 650 0149 (2023)
- Kalevi Aho
- Anders Hillborg
- Joe Hisaishi