18. Mai 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Flash Ensemble

Flash Ensemble
Flash Ensemble
Seit einiger Zeit taucht immer wieder Musik von László Lajtha (1892–1965) im Katalog der Neuerscheinungen auf dem Tonträgermarkt auf. Ich erinnere mich etwa an seine Sinfonien, die in nur «mittelguten» Interpretationen nicht so recht klingen wollen. Denn Lajtha hat eine sehr eigene musikalische Sprache und Grammatik entwickelt, die sich irgendwo zwischen dunklem Timbre, volksmusikalischen Quellen und französisch inspirierter Leichtigkeit bewegt. Vor jeder Einspielung sollteman sich also erst einmal gründlich einhören und dem Tonfall nachspüren. Genau dies hat das Flash Ensemble auf sehr glückliche Weise getan.

Das Album ist eine Werbung für die Musik von László Lajtha, der in jungen Jahren bei Kodály, Bartók und Viktor Herzfeld in die Lehre gegangen war, selbst auch Volksmusik vorzugsweise in Siebenbürgen sammelte, später Lehrer und Direktor am Budapester Nationalkonservatorium wurde – und nach 1948 ins Abseits geschoben und von seinem französischen Verlag (Leduc) abgeschnitten wurde. Auch Lajtha legte sein erstes Streichtrio als mehrsätzige Serenade an (sie wird von zwei Märschen gerahmt), das dritte vereint (auch in den Satzüberschriften) Abendstimmungen, nur das zweite ist von diesen in der Gattung scheinbar allgegenwärtigen Topoi gelöst. Die Aufnahme setzt sowohl klanglich als auch interpretatorisch einen Markstein – allerdings hat sich das flexible Flash Ensemble nach diesem vorzüglichen Debüt möglicherweise schon wieder verflüchtigt. Im Booklet steht keine Biographie, die Homepage ist nicht auffindbar.

László Lajtha. Streichtrio Nr. 1 op. 9 «Sérénade» (1927); Streichtrio Nr. 2 op. 18 (1932), Streichtrio Nr. 3 «Siebenbürgische Nächte» op. 41 (1945)
Flash Ensemble

Pavane ADW 7601 (2021/22)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #155 – Streichtrios

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