Vom Klavierquintett fis-Moll op. 30 ist neben einer (späteren) Druckausgabe ein Autograph aus dem Jahr 1892 überliefert; das wohl nur wenig später entstandene Klavierquartett D-Dur op. 35 hat sich im Nachlass des zuletzt in New York beheimateten legendären Flonzaley Quartetts erhalten (auch dies eine Kuriosität der Überlieferungsgeschichte). Stilistisch ist die unmittelbare Nähe zu Brahms und seinem Umkreis spürbar – melodisch, harmonisch, aber auch durch die charakteristische, in sich gekehrte Melancholie. Doch gerade dort, wo andere durch den Formenkanon stolpern, scheint Carl Frühling am originellsten: in Scherzo und Finale. Gerade die letzten Sätze wirken verblüffend frisch und unverbraucht, während die Kopfsätze trotz ihrer Tonalität kaum aus dem Kreis ausbrechen. – Was bleibt also von diesem Album? Es ist vor allem musikalisch hervorragend eingespielt. Was aber das weitere Schaffen Carl Frühlings betrifft, so liegt noch vieles im Dunkeln. Die vorliegende Entdeckung scheint jedenfalls ein wichtiges Puzzlestück zu sein.
Carl Frühling. Klavierquintett fis-Moll op. 30; Klavierquartett D-Dur op. 35
Oliver Triendl (Klavier), Daniel Giglberger (Violine), Nina Karmon (Violine), Roland Glassl (Viola), Floris Mijnders (Violoncello)
hänssler classic HC 21062 (2020/21)
- Carl Frühling