26. März 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Ysaÿe / Orchestre Philharmonique Royal de Liège

Ysaÿe / Orchestre Philharmonique Royal de Liège
Ysaÿe / Orchestre Philharmonique Royal de Liège
Manchmal sind die Grenzen zwischen symphonischer und konzertanter Musik fließend. So auch bei diesem Album mit Musik von Eugène Ysaÿe (1858–1931), der als Geiger eine Ausnahmeerscheinung war – vielleicht einer der letzten wirklichen Virtuosen der alten Schule. Weniger bekannt ist, dass er auch ein bedeutender Komponist seiner Zeit war, der bisher durch alle Raster der Musikgeschichte gefallen ist. Mehrere Boxen und Einzelalben sind in den letzten Jahren erschienen – nun auch dieses mit gleich mehreren Konzertstücken, die tief beeindrucken. Das betrifft sowohl die Kompositionen als auch die Interpretationen, die eine Lanze brechen.

Wie etwa die Paganini-Variationen, die man durchaus neben Brahms und Rachmaninow (und einige andere mehr) stellen möchte. Sie weisen Ysaÿe als herausragenden Komponisten aus, der zwar in erster Linie für sein eigenes Instrument schrieb, aber auch mit sicherer Hand zu orchestrieren wusste. Insofern überrascht dieses Album in fast jeder Hinsicht. Denn Ysaÿe verstand es nicht nur, sich und sein Instrument in Szene zu setzen, sondern ebenso, den musikalischen Ablauf flüssig und schlüssig zu gestalten. Und genau darin liegt die Qualität dieses Albums: gleichermaßen in der Gestaltung der melodischen Linien wie in der Ausformung der Partituren mit all ihren farblichen Aspekten. Ysaÿe erscheint einmal mehr als ein Unbekannter, den es zu entdecken gilt.

Eugène Ysaÿe. Fantaisie op. 32 für Violine & Orchester; Petit poème romantique für Violine & reduziertes Orchester; Variations sur un thème de Paganini für Violine & Orchester; Saltarelle carnavalesque für Violine & Orchester; Poème nocturne op. 29 für Violine, Cello, Orchester; Paraphrase sur un thème de Mendelssohn für Sopran & Orchester
Svetlin Roussev (Violine), George Tudorache (Violine), Henri Demarquette (Violoncelle), Sarah Defrise (Sopran), Orchestre Philharmonique Royal de Liège, Pablo González

Musique en Wallonie MEW 2409 ()

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #149 – Sinfonisches

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