Dass es dabei nicht immer ein historisches Instrumentarium sein muss, beweist das Album mit Orazio Sciortino als Solist auf verblüffende Weise. Das Orchestra di Padova e del Veneto agiert ohne zu überziehen schlang und agil, präzise und als wirkliches Ensemble. Sciortino versteht es, seinem modernen Flügel eine Leichtigkeit und Eleganz zu entlocken, die man nicht immer hört. Das liegt vor allem an seiner lockeren rechten Hand, die souverän geführt verziert und sich im Diskurs nie aufdrängt. Dass der Flügel akustisch etwas zu sehr in die Mitte und den Vordergrund gerückt ist – fast geschenkt. Denn es kommt bei CPE Bach vor allem auf die Charaktere an. Und hier kann das Album wirklich überzeugen (auch wenn ich inzwischen eher zu den aufführungspraktischen Puristen gehöre). Denn gerade beim Konzert Es-Dur (Wq. 14 H. 417) ist die Konkurrenz teilweise bedeutend, doch auch immer mit Einwänden behaftet. Dass Orazio Sciortino die Werke nicht auf die leichte Schulter nimmt, zeigen die beiden Solo-Stücke als Zugaben. Fast könnte man meinen, er habe sich bei den alten Instrumenten etwas abgeschaut und realisiert nun seine eigene Sicht auf CPE in einer ungewöhnlichen Melange.
Carl Philipp Emanuel Bach. Klavierkonzert D-Dur Wq. 43/2 H. 472; Sonatine für Klavier und Orchester D-Dur Wq. 96 H. 449; Klavierkonzert Es-Dur Wq. 14 H. 417; Fantasia Nr. 2 C-Dur Wq. 61/6; Rondeau Wq. 117/19 «La Gleim»
Orazio Sciortino (Klavier), Orchestra di Padova e del Veneto
hänssler classic HC 23008 (2019)
- CPE Bach / Orazio Sciortino