Während Johann Nepomuk Hummels Bearbeitungen einiger Klavierkonzerte Mozarts in zahlreichen Einspielungen vorliegen, haben es seine kammermusikalischen Deutungen von Sinfonien Beethovens kaum einmal auf den Plattenteller oder ins Streaming geschafft. Der Grund dafür dürfte in der ungebrochenen Bedeutung der Originale liegen – insbesondere bei der von E.T.A. Hoffmann ins Romantische stilisierten 5. Sinfonie. Dabei können gerade solch zeitgenössischen Bearbeitungen helfen, auf allzu bekannte Werke ein neues Licht zu werfen, sie einmal anders zu hören und wahrzunehmen – nämlich auch als eine Musik, die nicht in jeder Gestalt ins Schauerliche, Abgründige oder gar Erhabene führt.
Damit wird zugleich eine Aufgabe an die Interpreten gestellt: einerseits die Identität des Werkes nicht in Frage zu stellen, andererseits nicht in eine billige Imitation des sinfonischen Gestus zu verfallen. Gerade die von Hummel bevorzugte Hinzunahme einer Querflöte verleiht den Klangkombinationen des darüber hinaus geforderten Klaviertrios eine ganz andere Klanglichkeit, erweitert die Faktur und Räumlichkeit des Satzes. Dem stellt sich das ensemble1800berlin auf historischen Instrumenten, darunter ein voluminöser, im Ton leicht vernebelter Graf-Flügel von 1838. Mit seinen Möglichkeiten werden etwa im Scherzo der Fünften wunderbar abgründige Wirkungen erzielt, während andere Passagen im Finale seltsam statisch anmuten und die «Bearbeitung» deutlich erkennen lassen – die Originalpartitur ließ sich für Hummel offenbar nicht vollständig transformieren. Die Einspielung selbst ist eher kompakt und griffig, Differenzierungen in der Dynamik und Agogik gehen dabei leider etwas verloren.
Ludwig van Beethoven. Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 (arr. von Johann Nepomuk Hummel); Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 (arr. von Johann Nepomuk Hummel)
ensemble1800berlin
MDG 927 2276-6 (2022)