16. September 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Sinfonien Nr. 2 & 5 / Ax, Kavakos, Ma

Sinfonien Nr. 2 & 5 / Ax, Kavakos, Ma
Sinfonien Nr. 2 & 5 / Ax, Kavakos, Ma
Eine Produktion voller Selbstverständlichkeiten. Das fängt beim Cover an und hört beim dünnen Booklet ohne Inhalt auf. Denn was ist eigentlich «Beethoven for Three»? Drei was? – möchte man fragen. Man muss sich schon etwas besser im Repetoire auskennen, um in diesem Zusammenhang bei der Sinfonie Nr. 2 op. 36 an die vielfach eingespielte Bearbeitung für Klaviertrio zu denken (egal, ob diese nun von Ferdinand Ries stammt, von Beethoven bloß beaufsichtigt wurde oder der «Meister» doch selbst Hand angelegt hat). Dies und der Hinweis auf Colin Matthews (*1946), der die Sinfonie Nr. 5 c-Moll bearbeitete, findet sich erst lediglich auf Seite 2. Aber auch bei den Interpreten scheint man davon auszugehen, dass die jüngere Generation bei Namen von Emanuel Ax, Leonidas Kavakos und Yo-Yo Ma in der Lage ist, die entsprechenden Instrumente zuzuordnen. Selbst wem Metadaten fremd sind, wird möglicherweise irritiert zeigen.

Es versteht sich von selbst, dass die drei Musiker auch in dieser Folge einer größeren, in ihrem Umfang noch nicht absehbaren Einspielung von Originalen und Bearbeitungen hochprofessionelle Interpretationen abliefern. Technisch souverän wird kaum etwas dem Zufall überlassen. Man weiß sehr genau, wie miteinander zu agieren ist, wie man aufeinander hört und wo gemeinsame Steigerungen zu strukturieren sind. Und doch vermisse ich einen kammermusikalischen Impetus aus Überzeugung. Hinbei spielt aber auch die wenig glückliche Bearbeitung der Fünften durch Colin Matthews eine Rolle. Es genügt eben nicht, eine Partitur für eine andere Besetzung neu zu arrangieren. Vielmehr muss sie übersetzt werden – und zwar so, dass das Klavier (gefühlt) nicht allein das Tutti und den Rest des Satzes übernimmt. Und so ist es eine eine Bearbeitung, bei der die Sinfonie tatsächlich nur «für drei» arrangiert wurde, ohne die satztechnischen Möglichkeiten des Klaviertrios zu berücksichtigen – wie des bei in op. 36 durch Beethoven/Ries so vorzüglich gelang.

Beethoven for Three
Ludwig van Beethoven. Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 (arr. für Klaviertrio von Ferdinand Ries); Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 (arr. für Klaviertrio von Colin Matthews)
Emanuel Ax (Klavier), Leonidas Kavakos (Violine), Yo-Yo Ma (Violoncello)

Sony 19439940142 (2021)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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