Das gibt es wirklich nicht häufig. Ein Album, das mit dem ersten Ton die Hörer:innen gefangennehmen kann und nicht mehr loslässt, bis es zu Ende ist. Gebhard Ullmann und seiner Klangreisecrew mit Liz Kosack, Silke Lange und Taiko Saito verstehen es, mit wenigen musikalischen Elementen eine musikalische Sphäre herzustellen, die irgendwie in einer ganz anderen Welt spielt. Rational-esoterisch wirkt das Ergebnis wie bei der vorsichtigen Erkundung eines musikalischen Kontinents. Bei diesem Quartett stößt man wirklich auf neues, bislang unerhörtes Terrain. Aber wird sicher dabei geführt.
Man lässt es fließen, man lässt die Dinge geschehen und lässt sie zu. Das hat diese klangliche Leichtigkeit und emotionale Schwere, die unergründlich, aber geerdet zu sein scheint. Was soll man da auch ergründen, wo alles wie von selbst sich fügt? Obwohl man hörend Neuland betritt, merkt man doch, dass es genau so und nicht anders sein muss.
Die Meisterschaft, wie sich das Quartett auch in mikrotonalen Gefilden bewegt und mit elektronischen Klängen umgeht innerhalb einer Welt der gelenkten Improvisation, ist schlechterdings überwältigend. Man darf sich hier einfach mal faszinieren lassen von so viel Ideenreichtum, der dabei immer durch seine Formung zum musikalischen Statement der schwebenden Selbstverständlichkeit ausreift. Beeindruckend!
Gebhard Ullmann – Hemisphere 4 [2023]
- Gebhard Ullmann – bass flute, soprano and tenor saxophone, bass clarinet, looper, sampler, electronics
- Liz Kosack – keyboards
- Silke Lange – accordion
- Taiko Saito – vibraphone, sound objects, bass drum
JazzHausMusik JHM 303 (VÖ: 12.10.2023)