Kann man Architektur in Musik umsetzen, kann man Ideen aus der Bildenden Kunst der Momente transformieren in eine Zeitkunst wie die Musik? Steven Kamperman denkt: ja. Mit seinem recht eigenartig zusammengesetzten Quartett bei dem Bass-Gitarre und Piano von einer Person gespielt werden, bei der eine Viola ebenso zum Einsatz kommt und bei dem die Musiker zudem noch Perkussionsinstrumente nutzen, scheint mal recht naheliegende Übersetzung von dem hier zugrunde liegenden Gebäude Theo van Doesbergs gewählt zu haben. Kipp Architektur aufs Notenpapier, eher, in ein akustisches Ereignis. Elementarverwandlung.
Wenn es denn zur Inspiration diente … Why not. Man kann aber die Dinge praktisch nicht mehr zurückübersetzen; also, aus der Musik in Architektur. Was dabei herauskommt, ist allemal ein manchmal recht grob geschnittenes Stück Musik, manchmal auch eine fieselchaotische durchfaserte Mischung von Klang, Geräusch, Linie, Rhythmus und Harmonik. Das wiederum – und deshalb geht das Konzept auf – ist radikale „Kunst“-Musik.
No Jazz, man fühlt sich bisweilen zurückversetzt in die 80er-Jahre und landet irgendwo zwischen Art Zoyd, den Lounge Lizards, Tuxedomoon und Stefan Wolpe. Da tanzt dann Mondrian Charleston … Es geht also weniger abstrakt mit Linien und Flächen zu, sondern bunt, grell, knallig. Wichtig ist es, dass man bei allem kompositorischen Ernst, die Sache locker angeht und der Strenge der Logik immer wieder Schnippchen schlägt – die Musik darf immer wieder gelüftet werden.
Schönes Booklet.
Steven Kamperman – Maison Moderne [2023]
- steven kamperman – b-flat & alto clarinet, percussion, compositions
- oene van geel – viola, percussion
- paul jarret – electric guitar
- albert van veenendaal – piano, bass guitar
Trytone – TT 559-099 (VÖ: 29.09.2023)