Weg, weit weg. Woanders. Nicht hier. Aber das durchaus spüren, was sein könnte, wenn es etwas anderes wäre. Das Kondensat aus Gebhard Ullmann, Liz Kosack, Oliver Potratz und Eric Schaefer bezieht seine intellektuelle Lüftung mal wieder von anderen Planeten. Aus dem Atem wird dabei dann eine Ahnung. Dreizehn Bilder findet das Quartett dafür.
Eigenartig diese Outer Spaces, Meteore und weiteren Weltfluchten, die doch so diesseitig sein müssen. Anders als in der aktuellen Platte von Gramss, ist der Murks hier durchaus vom Orks. Also beileibe in sich einander durchmischende Konstellationen, die allen Beteiligten allerhand Raum zum Freispiel lassen. Ullmann reklamiert für sich dabei den Begriff der «improvisierten Komposition». Das ist so neu allerdings nicht (hat aber auch keiner behauptet). Das geht fast immer so – nur umgekehrt. Jetzt steht damit das Werk am Ende des Prozesses, nicht am Anfang (wie bei einer komponierten Improvisation). Klingt nach einer Neuerfindung der «Haarspaltung»? Dabei ist es Fusion.
Dem ursprüglichen Triokondensat hilft aktuell Liz Kosack hier ordentlich auf die Sprünge, denn sie erweitert den tönenden Raum ins Ungewisse und setzt damit laufend Kompositionsprozesse in Gang. Das macht Spaß, wenn die Einfallsausfälle der Ideengeber wie in «Otari 1970» mal viere gerade sein lassen. Das klotzt recht souverän, zugegeben.
Jetzt also atmet man Teccnotronixs von kondensierter Krautspäne anderer Expo-Naltepen. Ein Scheibe, die man sich auch in fünf Lichtjahren noch anhören wird können. Hope so.
Das Kondensat: Andere Planeten [2023]
- Gebhard Ullmann (soprano & tenor saxophones, looper, electronics)
- Liz Kosack (keyboards)
- Oliver Potratz (electric bass, electronics)
- Eric Schaefer (drums, modular synthesizer)
2023 WhyPlayJazz (WPJ061) (VÖ 7.4.2023)