Auch wenn es inzwischen draußen ziemlich herbstelt: Dieses Album mit Musik von Łukasz Woś (*1967) holt die schönsten Seiten des Sommers für eine gute Stunde zurück. Das liegt nicht nur an der nach sattem Grün und frischer Luft duftenden Aufnahme-Location (der Tjörnarp Kyrka in Schweden), sondern auch an der Musik selbst, die in keinem Takt aneckt. Łukasz Woś versteht es, wirklich idiomatisch für die Flöte zu komponieren, stilistisch dabei an die französische Musik der Jahrhundertwende anzuknüpfen (ich meine die zum 20. Jahrhundert) und sich dabei auf höchst angenehme Weise ins Ohr zu schmeicheln. Tatsächlich findet sich manche fast wörtliche Fauré-Allusion – warum nicht? Was über den damit verbundenen Schönklang hinaus ausgelotet wird, ist die melodische Seite der Querflöte, also die wahre Stärke des Instruments.
So richtig «zeitgenössisch» mag man die Musik allerdings nicht nennen. Sie lässt sich eher als eine Form des «easy listening» schubladisieren. Die Aria der Suite Nr. 2 (1996) ist natürlich Bach verpflichtet, anderes rauscht vorüber. Eher sehe / höre ich mit Sorge, dass mir nach der schönen Stunde kaum etwas im Ohr haften bleibt, sondern ich mich nach Faurés (für Flöte bearbeitetem) Original der Pavane oder Sicilienne sehne (und nach den damit verbundenen Erinnerungen aus den 1990er Jahren). Fast könnte man meinen, dass ausgerechnet der runde und ausgewogene Flötenton von Krzysztof Kaczka einen in dieser betont räumlich eingefangenen Produktion auf die falsche Fährte lockt. Was die hier eingespielten Werke von Łukasz Woś wirklich zu sagen haben, wird wohl jedem «Nicht-Flötisten» verschlossen bleiben – oder auch ganz gleich sein.
Łukasz Woś. Suite für Flöte und Klavier Nr. 2 (1996); Fantasie über das Lied «El Senyor» für Flöte und Klavier; Sonate für Flöte und Klavier Nr. 5; Fantasie über Themen von Arnie Roth für Flöte und Klavier; Medjugorska-Sonate (2001)
Krzysztof Kaczka (Flöte), Tatiana Chernichka (Klavier)
Hänssler Classic HC 20001 (2018)