Das Wagnis nötigt einem Respekt ab. Ein Quartett mit Rick Hollander als Leader am Schlagzeug nimmt sich eine der musikgeschichtsreichsten ikonischen Platten der Beatles vor und vermodelt sie im neuen Gewand als Jazzquartett mit Gitarre (Paul Brändle) und Saxophon (Dr. Brian Levy) sowie Bass (Matt Adomeit). Kann das gut gehen? Ich würde sagen: Im Prinzip, ja. Die Rezitation am Anfang ist so herzlich vorsichtig und zugleich selbstsicher, dass sofort klar wird: Hier wird nichts zerstört oder re- oder dekonstruiert. Hier geht es um Liebe zum Sujet ohne Anbiederung oder einen unseriösen Kniefall.
Das Prinzip Naivität verschafft sich seinen Raum, der so wundersam zu leuchten beginnt und – ich wiederhole – von einem schier unglaublich freundlichen herzlichen Tonfall gerahmt ist, dass es eine Wonne ist, dieser Musik einen Zugang zu sich selbst zu schenken. Man nehme sich dazu mal „Penny Lane“ in dieser Geisteshaltung vor. Dem Vorspiel der feinsten verdrucksten Süßigkeit folgt die jazztypische Up-Tempo Kaskade aus Musikanten-Soli. Virtuos gemacht, souverän sprachlich übersetzt. Eine große Freude. Die Platte der Beatles wird aufs netteste aus dem Pophimmel auf den Jazzboden geholt und hoppelt da wie ein Hase vermittels Steeldrums und des unspektakulär-klugen Gesangs über die doch teils komplexen Kompositionen von John Lennon, Paul McCartney und George Harrison mit kindischem Vergnügen und verschmitztem Ernst.
Jedes Stück ein musikalisches Juwel! Ein Meisterstück einer jazzidiomatischen ironischen Transkription.
The Rick Hollander Quartet featuring Brian Levy: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band [2022]
- Brian Levy – Tenor Saxophone
- Paul Brändle – Guitar
- Matt Adomeit – Bass
- Rick Hollander – Drums
Laika-Records, Vertrieb: Rough Trade (D,A,CH)