3. Dezember 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Lukas Langguth Trio: Save Me From Myself

Lukas Langguth Trio: Save Me From Myself
Lukas Langguth Trio: Save Me From Myself

Was für feinsinnige Gespinste entwickeln hier doch die drei Musiker auf zehn Stücken. Es entsteht ein musikalischer Sog, ein Strom des Fließens auf in seichten Betten („Snow“) oder in Stromschnellen („Immerfern“) Aus Leipzig kommend verstecken sie gelegentlich auch mal ein Bach-Fragment wie den Anfang der Toccata d-Moll im „Sleeping Lion“ (andere Zitate sind auch zu finden, etwas für eine Raterunde).

Der Titel wäre eigentlich auch gut gewählt für das komplette Album, denn was da so locker gewebt erscheint ist zugleich gerne auch mal kraftstrotzend – nur ohne plump oder laut zu sein. Die Kraft der Tracks kommt vorzugsweise auf leichten Sohlen geschlichen.

Langguth selbst bezeichnet die Musik seines Trios als „Cinematic Jazz“, das er im „Rückbezug auf klassische oder impressionistische Komponist:innen aber auch in den programmatischen Titeln hinter den Stücken“ finde. Und tatsächlich sind die schön gewobenen Piecen des Trios mit leicht-flüchtigen Spurenelementen aus der Musikgeschichte versetzt. Gerade wenn Langguth in den oberen Registern den musikalischen Flitter loslässt, wenn zugleich an Debussy gemahnende Arabesken im Mittelregister den musikalischen Knochen bilden („Ode To A Forest“) wirkt das unmittelbar selbstverstehend. Dabei bleibt es nicht, sondern es entlädt sich im Laufe des Stücks in Trio-Power (Moritz Neukam – Bass, Jonas Sorgenfrei – Drums) im Up-Tempo. Das ist dramaturgisch geschickt aufgebaut.

Vor allem strahlt das Album aber das Gefühl der Unbeschwertheit aus, ohne nach Party zu klingen oder nach Hotelbar. Was ja nicht heißt, dass auch introvertierteres Material wie im titelgebenden Stück „Save Me From Myself“ zusammengefügt wird. Die Musiker des Trios beherrschen technisch und emotional alles, was sie da anfassen. Das ist ziemlich großartig, weil sie über die prismatischen Unendlichkeiten des Triospiels als Genre so schillernd verfügen.

Jedes Stück ein faszinierendes ästhetisches Bonbon, bei dem man nicht mal das Cellophan der Verpackung wegwerfen möchte. „La Pomme Rouge“ ist dabei gleich zu Beginn der Höhepunkt des Albums bei dem sich die Ohren – zack! – aufstellen.


Lukas Langguth Trio: Save Me From Myself [2022]

  • Lukas Langguth – Piano, Komposition
  • Moritz Neukam – Bass
  • Jonas Sorgenfrei – Drums

Unit Records, 2022

 

Autor

  • Martin Hufner. Foto: Kurt Hufner

    Martin Hufner ist Musikjournalist, Musikwissenschaftler, Blogger. Er betreut nebenbei die Online-Redaktion der neuen musikzeitung.

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hoerbar_nmz

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