Noch ein Werk aus der Corona-Erlebniswelt. Das Trio um Markus Reuter findet sich zusammen in einer krachenden Orgie aus musikalischer Energie. Robustes Musizieren in sieben utopischen Räumen. Das krächzt zu Beginn aus den Lautsprechern in einer Mischung purer losgelassener Klangrhythmen. Aber doch alles auf dem Boden soliden Taktabmessens.
Die folgenden Piecen sind deutlich entspannter, luftiger, leerer. Beinahe ein bisschen zu sehr leer. Wärend doch „The Rake“ wie gepresstes Rhythmenmaterial durch E-Gitarren- und Electronic-Gezuppel zugleich expandiert, also gequetscht und aufgelöst wird in einem Prozess, laufen die Stücke „Rounds Of Love“, „Barren“, „Melomania“, „Consolation“ ein wenig wie, als ob die Musik sich vor sich selbst herschiebt. Ja, und irgendwie auch hinter sich lässt. Gerne aber mit einer Schlussapotheose: Durch die Nacht zur Schicht.
Das wirkt nicht immer gleich dicht und reichhaltig im Ergebnis. Doch für Überraschungen ist im Texturverlauf immer noch mal Platz. Das Trio erzeugt damit immer wieder polyphone Verkettungen im Beet zuggeschlagener Beats und Pulse – extrem gut hörbar im Schlussstück „One Cut Suffices“ mit diesem so oktaviert süffig-hymnischen Bassspiels von Fabio Trentini.
Nix für einen gemütlichen Abend, oder ich weiß halt auch nicht mehr, wie Abende überhaupt gehen.
Markus Reuter: Truce 2
- Markus Reuter: touch guitars AU8, soundscapes, synthesizers, treatments
- Fabio Trentini: fretless bass, fretted bass, electric upright bass, synth bass
- Asaf Sirkis: acoustic drums, percussion
MOONJUNE RECORDS, MJR120
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