Neun Miniaturen zu einem Bildnis der Metropole Istanbul verdichten die beiden Gitarristen auf einer so sanfte und zarte Weise, dass man in diese Musik einschlüpfen kann, wie in eine Erzählung. Die beiden Musiker sind hier Geschichtenerzähler, die wie eine Person agieren, die eben nur mit vielen Ohren hört und mit vielen Augen sieht und mit größter Vorsicht ihre Geheimnisse preisgibt, wenn auch nicht eben alle.
Die neun „Bilder“ haben ein bisschen den Klang des Orients in sich aufgehoben, wie Istanbul hier besonders durch seine Geschichte als einer Vergangenheit um 1900 präsent ist. Istanbul 1900 ist dabei ein Platz im Weltgefühl des Mittelmeer-Raumes als Ganzes. Was also nimmt es Wunder, wenn da mindestens auch eine musikalische Poetik abbildet, wie sie beispielsweise Erik Satie um 1900 angedeutet hat.
Weniger prosaisch: Es ist Musik voller permanenter Schnittstellen zu diversen Formen musikalischer Äußerungen um den Topos einer Stadt herum, die selbst Schnittstelle zahlreicher ästhetischer Linien ist. Die Musiker nehmen die Fäden jeweils auf, um sie neu zu verknoten. Man bewundert ihr Handwerk und ihre stilistische Sicherheit ohne Wehleidigkeit
Erkin Cavus & Reentko Dirks: Istanbul 1900
- Erkin Cavus (git)
- Reentko Dirks (git)
Traumton / Indigo