Eine Platte mit großem Anspruch, will man doch die Substanz afro-amerikanischer Musik- und Jazzgeschichte im Rahmen des Weltgeflechts zum Ausdruck bringen. Jazz, Funk, Politics im Gewand der kommerziellen musikindustriellen Verwertung. Wie geht das?
Der amerikanische Trompeter und Bandleader Theo Crocker hat sich zu diesem Zweck zahlreiche Gäste geladen wie Ari Lennox, Charlotte Dos Santos, Malaya oder Gary Bartz und Wyclef Jean. In der „Produktbeschreibung“ wird hypostasiert: „BLK2LIFE || A FUTURE PAST feiert (…) nicht nur die afrikanische Herkunft, sondern ist letztlich eine Wiederaneignung dieser Kultur durch Kultur.“
In Zeiten, wo die Identitäten durch die Gegend fliegen, man sich zu ihnen bekennen kann, wenn man dies zugleich darf, klingt dies sympathisch undogmatisch. Und das tut diese Musik letzthin auch, ohne dabei allzu tief „Past“ und „Future“, also „Vergangenheit“ und „Zukunft“ herauszulösen oder einzukapseln. Es klingt dafür alles doch sehr prinzipiell und lasch zugleich. Denn die Alternative zur Ausbeutung von Mensch und Kultur ist schließlich gerade nicht die Behauptung der Identität von Kultur mit Mensch, sondern, im Gegenteil, die Verfügung, immer wieder anders sein zu können, als man gezwungen wird, dies oder jenes zu sein.
„Dieses Album wurde wie ein Drehbuch zusammengestellt“, erklärt Theo Croker in der Produktinformation, „ich möchte, dass sich der Zuhörer wie in einem Film fühlt. Beim Meditieren erhält der Protagonist des Albums eine Botschaft seiner Vorfahren, die ihn auf eine Mission schicken: Er soll die Schwingungen des Planeten durch eine Musik verstärken, die die Grenzen der einzelnen Genres sprengt und die Kultur von der Bedrohung durch kommerzielle Aneignung befreit.“
Man könnte auch sagen: Dies könnte der Grund- und Urgroove sein, auf der man seine musikalische Beweglichkeit entfalten kann.
Locker! Trotz Sony.
BLK2LIFE – A Future Past
Theo Croker, Diverse Artists
Masterworks (Sony Music)