Jazz, Jazz, Jazz. Das Quartett hier kommt dem Begriff des traditionellen europäischen (deutschen) Mainstream-Jazz sehr nahe. Jedes der 10 Stücke des Debut-Albums bildet einen eigenen Charakter aus, ohne großes Brimborium, immer dicht am Material, das sich die vier Herren da zu Füßen legen.
Das kann ein Chopin-Prelude sein, das können aber vor allem traditionelle Volkslieder sein wie „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ oder Kirchen-„Volkslieder“ wie „Nun ruhen alle Wälder“. Und dabei ergibt sich folgende schöne Konstellation: Man hat nicht das Gefühl, dass da etwas „verjazzt“ wird (etwas, was das Quartett komischerweise für sich selbst reklamiert: „… und dem guten alten geraden Volkslied wird durch die Jazzinterpretation ganz neuer Schwung verliehen„). So wenig wie man das im amerikanischen Zusammenhang hat oder zur Kenntnis nähme, wenn Dvořáks „Aus der neuen Welt“ als „Goin‘ Home“ bei Albert Ayler oder „Santa Claus is coming to town“ beim Jarrett-Trio „passiert“. Es ist bei diesen Musikern des Kämmerling-Quartetts alles ein bisschen weniger rau, weniger groovy, deutlich kontrollierter eben – ein bisschen „good old jazzworld“). Aber wie schön dann doch bei „Nun ruhen alle Wälder“ der Trompetenklang zu Ende hin in die Mittelstimme wandelt und die Lied-Melodie zur Gegenstimme des Pianospiels im höheren Register wird. Das ist wirklich sorgfältig gebaut mit aller Liebe zu derlei Details.
Kämmerling Quartett: This Way (2021)
- Roland Kämmerling – Trompete
- Christoph Freier – Drums
- Fritz Roppel – Bass
- Bernd Kämmerling – Piano
Jazzsick Records (Membran)