Das sitzt von Anbeginn. Bei einer Rezensionsstrecke hört man sich einige CDs im schnellen Durchgang an. Und sagt sich so: Ja, mmmh, interessant. Und dann gibt welche, die ziehen sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Können Sie mir das mal erklären. Dabei sind es doch nur Klaviertöne zu Beginn! „Kakyoku“, der erste Track.
Fumio Yasuda hat hier eine CD zusammengestellt mit Stücken anderer, aber vor allem seiner eigenen. Das Konzept kennen die Älteren unter uns von selbstkompilierten Kassetten und CDs, später Sticks, jetzt Playlists. Der Unterschied, die Aufnahmen bestehen aus eigenen Kompositionen, die andere eingespielt haben. Meistens jedenfalls.
Alles uninteressant. Wie und was und wieso. Das Ergebnis schenkt uns einen Blick in eine verträumte und abwegige Welt der Musik, sie entreißt einen dem Lauf und dem Druck der Zeit. Packend. Sicher für den einen oder die andere zu sülzig, zu post-, zu neo-, zu was auch einem gerade einfällt. Ziehen Sie halt alle Schubladen heraus – diese sind sowieso leer, bestenfalls findet man eine langvermisste Büroklammer in einem Haufen Pustekuchen. Mit den „Vexations“ nach Satie in der Mitte der CD, können Sie sich gerne etwas Neues zimmern.
Schauen Sie und vor allem hören Sie: das alles ist nämlich egal, wenn die musikalische Gestaltung zu einer Verbindlichkeit kommt, die nur daraus entsteht, dass sie mit allem Ernst und aller Ungewissheit den Boden einem wegzieht, ohne dass man es merkt. Lassen wir der Musik diesen Raum und schenken wir ihr diesen, ihren selbstbehaupteten Platz. Süß manchmal, gerieben gelegentlich.
- Siehe auch: Individuelles Klangprofil – My Choice bei Winter & Winter zum 25-jährigen Firmenjubiläum
Fumio Yasuda – My Choice
Diverse KünstlerMusik Edition Winter & Winter
W&W – 910 274