21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Heinzen & Mead: „Les Six“

Heinzen & Mead: „Les Six“
Heinzen & Mead: „Les Six“

Musik von Georges Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Francis Poulenc, Germaine Tailleferre und Nr. 7: Erik Satie. Ein Blick in die Vergangenheit und eine wunderschöne Wiederaufnahme des 1920 entstandenen Gemeinschaftswerks „L’Album des Six“ zu dem jeder der sechs Komponist:nnen Georges Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Francis Poulenc und Germaine Tailleferre jeweils ein Klavierwerk beisteuerten. Die beiden Musiker:innen erweiterten das Programm indem sie kleine Liederzylen der Komponist:innen hinzufügten, die zeitlich das Datum 1920 allerdings brechen. Zusätzlich ergänzen sie die „6“ mit der Einfügung von Werken Erik Saties in der Mitte. Satie gehörte nicht zur Gruppe, stand ihr aber musikalisch zumindest der Idee nach nahe. Ein musikalischer Geist eben, der seinem Ruf als Regelbrecher auch jetzt gerecht wird, da er auf diesem Weg die Sortierung der Stücke nach dem Alphabet aufhebt.

Eine überzeugende Idee, die das Panorama französischer Musik um 1920 an seiner ästhetischen Kante nach dem Tod Claude Debussys und jenseits von Igor Strawinsky und Maurice Ravel auffächert. So betritt man mit dieser CD einen kleinen Salon musikalischer Schmuckstücke, die vom Duo Franziska Heinzen (Gesang) und Benjamin Mead (Klavier) in ihren Subtilitäten erfasst wird. Eine Musik voller Helle, voller Friedfertigkeit, voller Leichtigkeit spannt sich wunderbar auf. Das liegt alles da pitzeputzeblank vor einem. Nichts lässt sich da überspielen oder durch „Geste“ wegwischen.

Die Klarheit der Kompositionen, deren Präzision dennoch eine gewisse Schlozzigkeit gestattet – oder wie im Chanson von Satie derer unbedingt bedarf – begrenzt die Vielfalt der Gruppendynamik. Von hier aus, wäre es sogar nur ein kurzer Schritt zum frühen Werk von John Cage. Aber, anderes Thema. Hier sind wir im Salon, etwas rauchig, etwas verlottert. Entspannung ist angesagt. Die Kunst ist nicht tief, sie ist nicht hoch. Sie ist Mobiliar des Lebens. Sie verführt ein bisschen dazu, mal nicht so genau hinzuhören, sondern sich vom Moment verführen zu lassen. Diesen Anspruch muss man erst einmal umsetzen können. Das Duo kann es. Es ist keine Überredung, sondern eine musikalische Einladung. Esprit!


Heinzen & Mead: „Les Six“ – Works by Auric, Durey, Honegger, Milhaud, Poulenc and Tailleferre

Franziska Heinzen & Benjamin Mead

Solo Musica:  SM 357

 

 

Autor

  • Martin Hufner. Foto: Kurt Hufner

    Martin Hufner ist Musikjournalist, Musikwissenschaftler, Blogger. Er betreut nebenbei die Online-Redaktion der neuen musikzeitung.

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