A Radio-Play, altdeutsch, ein Hörspiel. Wie ein kluger Radioautor in den 60er Jahren bereits bemerkte, ein doppelter Imperativ als Kompositum. Hör‘! plus Spiel‘! Kann sein, dass man sich bewusst für die englische Form entschieden hat, das mehr in den Theaterbereich lugt – und das, obwohl das Theater hier gerade als Performance der Klänge und Worte zusammentrifft. Spielen wir also das Spiel?
Davon zuerst das Spiel: Stadt Land Fluss. Aber keine Bange, es gibt hier nicht ein eitles Wissensquiz in neuen Klängen. Sondern, basierend auf den Musik-Theaterstücken, die Hannes Seidl mit Daniel Kötter in den letzten Jahren erschufen, eine Radioreduktion – oder, warum Reduktion? – Neusubstanziierung. Siehe auch die Anmerkungen von Hans-Peter Graf unter dem Titel „Hören mit dieser Technik ist ein gehendes Hören – Stadt (Land Fluss) von Daniel Kötter und Hannes Seidl in Berlin“ in der nmz.
Man mache es sich nicht zu kompliziert, es handelt sich am Ende um ein wunderbar duftendes Tonwerk auf einer Klangwolke mit feingestrickter akustischer Grundsubstanz. Da hinein fallen erkennbare O-Töne und Fieldrecordings. Es geht um Kultur.
Das ist klanglich wunderbar knusprig und ästhetisch latent politisch (Stadt-Kultur und Gesellschaft). Letzteres aber nicht zu sehr. Die Offenheit der ästhetischen Erfahrung bleibt die ganze Zeit erhalten und trotzdem lässt es sich gut munkeln dabei. Für mich eher eine Sache der Kontemplation.
Das alles ist großartig verpackt in Cellophanpapier mit CD auf Pappe und Heftchen auf der Rückseite, gesichert durch einen Gummiring. Radio, Hand, knisterndes Klanggetüftel. Und das alles vom Sofa aus, oder dem Schreibtisch, oder unterwegs.
Hannes Seidl / Daniel Kötter: Stadt (Land Fluss) – A Radio-Play (2021)
Von Daniel Kötter und Hannes Seidl. Elektromagnetische Klänge: Christina Kubisch. Musik: Sebastian Berweck, Martin Lorenz, Andrea Neumann. Produktion: Autorenproduktion 2017–2019. Länge: 41’58.
Gruen 199 | Audio CD + Digital, Gruenrecorder