Was für ein großartiger Titeleinfall. Das schon mal vorab. Das Modern String Quartet (MSQ), das mittlerweile auch schon auf eine über 30-jährige Ensemblegeschichte zurückblicken kann, adaptiert Musik zweier der bedeutendsten Komponisten des letzten Jahrhunderts: Igor Strawinsky und Duke Ellington.
Die Version von Strawinskys „Le Sacre du Printemps – The Rite of Spring“ durch das MSQ ist gewagt und wirkt zunächst erstaunlich: Geht das? Versionen für Klavier solo oder zwei Klaviere kennt man ja. Aber da das Klavier, wie wir spätestens seit Hindemith wissen, ein Schlaginstrument ist, hat man sich daran gewöhnt. Vier Streicher aber? Ja, es geht und es geht sogar mit gewissen „Abstrichen“ [knackig am Frosch – Pizzicati und Klopfern] hier bei diesen als „Reloaded“ bezeichneten Versionen. Die Brüche, wo der Spring zum Swing wird, haben aber auch etwas Gewolltes und sind weit entfernt von dem, was Strawinsky selbst an „Jazzidiomen“ später empfunden haben mag, was ja nicht wirklich zwingend zur Fragestellung gehören würde. Aber ein bisschen mehr Kantigkeit im Swing wäre da meines Erachtens durchaus angemessen.
Mit Ellington ist die Sache natürlich einfacher. Hier wird zart gestrichen, durchlässig – vor allem lässig – wirkt sie hier. Die eigenen Stücke von Jörg Widmoser und Andreas Höricht schließlich sind auf den Leib des Ensembles komplett angepasst und wirken dadurch besonders selbstredend.
Eine tolle Platte. Swing ist echt eine komplizierte Sache für Streichquartette, aber es geht. Kein musikalisches Frühlingsopfer.
Modern String Quartet: The Rite Of Swing [2019]
Upsolute Music Records
- Jörg Widmoser, Violine
- Winfried Zrenner, Violine
- Andreas Höricht, Viola
- Thomas Wollenweber, Cello