Lässig-chaotisch kommt das Trio um Jamie Saft auf die Platte. Selten wirken konstruktiv-kompositorische Einfälle im Jazz so einleuchtend, auch wenn sie alles andere als „geradlinig angelegt sind. Die bisweilen gewagt irrealen Arrangements des Trios kommen hintenrum ums Gehirn und finden ihre analytischen Empfindungspunkte. Sagt man so? Man könnte auch einfach sagen: Das kommt voll elastisch rüber. Was kantig wirkt, ist weich, die Ecken sind rund – und umgekehrt!
Ist natürlich dem gummiartigen Tonfall der Hammond Orgel zu danken, die bei Saft aber weniger als Instrument mit musikgeschichtlichem Ballast angetönt wird (außer bei Track 7 und 9: Stable Manifold oder Moonlight in Vermont – letzteres aber wie mit Bitterstoffen gewürzt).
Im Detail ist die Nummer 1 „Re: Person I Knew“ mit Saft am elektrischen Harpsichord Muster für die ganze Trioplatte. Denn das krude Tastenspiel funktioniert vor allem wegen der stetigen Unruhe von Steve Swallow und Bobby Previte im Rhythmusbereich, die aber eben präzise getaktet ist. Eine überaus irreale musikalische Welt. Wie kann man nur so fantastisch in und neben der Spur sein.
You Don’t Know the Life: Jamie Saft, Steve Swallow, Bobby Previte
RareNoiseRecords
- Jamie Saft: Hammond Organ, Whitehall Organ, Baldwin Electric Harpsichord;
Steve Swallow: Electric Bass;
Bobby Previte: Drums