21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Les Arts Florissants / Paul Agnew

Frühe Bach-Kantaten: Les Arts Florissants / Paul Agnew

Bach. A Live in Music Vol. 1. Early Cantatas mit Benjamin Alard (Orgel), Les Arts Florissants, Paul Agnew bei harmonia mundi. Können ist nicht gleichbedeutend mit müssen. Und so verhält es sich auch mit dem Ensemble Les Arts Florissants unter der Leitung von Paul Agnew. Äußerlich mag alles passen: Die solistische Vokal- und Instrumentalbesetzung eröffnet in der direkten Akustik einen kammermusikalischen Zugang zu den Werken und ihren Strukturen. Gleichzeitig irritieren Ausführung und Interpretation.

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #136 – Bach. Kantaten
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Fauré / Aline Piboule

Fauré / Aline Piboule

Ein dreifaches Portrait: der Werke von Gabriel Fauré, der eigenständig gestaltenden Pianistin, und eines interessanten Flügels aus dem Jahre 1929. Tatsächlich rückt die«historische» Aufführungspraxis auf entsprechenden Instrumenten immer näher in die Gegenwart. Hier ist es ein Instrument von Gaveau mit der Seriennummer 87517, die darüber hinwegtäuscht, dass von diesem Konzertflügel-Modell zwischen 1909 und 1969 nur 150 Exemplare gebaut wurden. Gaveau? Den Namen kennt man von der Pariser Salle Gaveau, einem noch immer sehr lebendigen Konzertsaal, der Klavierbau der Firma kam schon im 20. Jahrhundert zum Erliegen; heute geht es nur

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #135 – Fauré 100
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Bruckner 4 / Pablo Heras-Casado

Bruckner 4 / Pablo Heras-Casado

Schon die ersten Takte dieser Einspielung von Bruckners Sinfonie Nr. 4 machen deutlich, warum sie ihren Beinamen «Romantische» trägt. Nur selten wurden bisher ältere Horninstrumente verwendet, und noch seltener die fragilen Quint- und Sext-Rufe des Anfangs nicht ausbalanciert. Hier ertönt ein Signal wie aus ferner Zeit – zaghaft, zerbrechlich und voller Poesie. Dass sich die so erzeugte Stimmung nicht auf die ganze Aufnahme überträgt, hat mehrere Gründe. Und sie liegen nicht allein im verwendeten Instrumentarium, das gerade in den zurückgenommenen Passagen für Transparenz sorgt; vielmehr ist es die Diskrepanz zwischen

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #126 – Bruckner 200
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Carl Philipp Emanuel Bach / AKAMUS

Carl Philipp Emanuel Bach / AKAMUS

Es liest sich immer wunderbar, wenn mit einem letzten Album eine Gesamtaufnahme vollendet wird. Die entsprechende Bemerkung dazu findet sich auf dem Backcover dieses Albums. Man muss aber schon im CD-Regal lange suchen oder sich gründlich erinnern, dass solch ein Projekt überhaupt geplant war. Tatsächlich datiert die erste Folge (ohne diesen Hinweis) noch aus dem späten 20. Jahrhundert – und sie ist schon lange nicht mehr lieferbar wie auch eine weitere. Zwei der Sinfonien Wq. 183 finden sich auf anderen (lieferbaren) Produktionen: einmal im Kontext von Friedrich II. und einmal

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #124 – Sinfonisches
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Camille Saint-Saëns / François-Xavier Roth

Camille Saint-Saëns / François-Xavier Roth

Dass neuerdings so viel Musik von Camille Saint-Saëns (1835-1921) auf Tonträger (und damit auch im Streaming) erscheint und verfügbar wird, ist eine absolut erfreuliche Entwicklung. Endlich, ja endlich, kommt dieser große Komponist zu Ehren, der vielfach auf den «Schwan», den missverstandenen «Karneval» oder die Orgelsinfonie verkürzt wurde. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie mir zu Studienzeiten beim damaligen örtlichen CD-Händler meines Vertrauens (mit dem schönen Namen «Hört sich gut an») eine Veröffentlichung mit sämtlichen(!) Sinfonien in die Hände fiel und ich mich an den unbekannten Werken (die Sinfonie

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #108 – Sinfonisches
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Alexander Melnikov / Fantasie

Alexander Melnikov / Fantasie

Die Angaben auf dem Cover entspringen nicht der Fantasie – sie sind selbst fantastisch. Zu hören sind tatsächlich sieben Komponisten und sieben Instrumente. Dass es am Ende acht Werke sind, kann man verzeihen, es spielt auch keine Rolle. Es ist (das sei gleich gesagt) ein Album, wie man es sich nicht besser, instruktiver und verständiger denken kann, und das am Ende zeigt, wie notwendig es ist, Kompositionen für Clavier auf den jeweils zeitgenössischen Instrumenten zu interpretieren – oder zumindest von diesen aus klanglich zu abstrahieren, besonders dann, wenn es ans

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Ligeti / Les Siècles

Ligeti / Les Siècles

Die Sechs Bagatellen (1953) und Zehn Stücke (1968) gehören zu den Lieblingen fast jedes Holzbläserquintetts. Nach den «älteren» Werken von Hindemith, Schönberg und Nielsen stehen sie für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts fraglos an der Spitze des Repertoires. Vor allem bieten die Kompositionen einen maximalen Spielraum für eigene Interpretationen. Und diesen Spielraum nutzt das Quintette à vent des Siècles auf eine unwiderstehliche Weise. In den viel gespielten Bagatellen durch eine unwiderstehlich pointierte, offene, überraschende und vor allem die ganze Breite der Klangfarbenpalette auskostende Umsetzung, in den nicht mehr von

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #103 – Ligeti 100
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Mozart / Philippe Herreweghe

Mozart / Philippe Herreweghe

Nicht mehr lange, und diese Aufnahme ist bereits 30 Jahre alt. Dass sie dennoch den Weg in die Hörbar gefunden hat, ist nicht allein der letzten Wiederveröffentlichung geschuldet, sondern auch ihrer nun schon «klassisch» anmutenden Interpretation. Sie hält sich an die seit dem 19. Jahrhundert tradierte und zur Hörgewohnheit gewordene Süßmayr-Fassung, bringt aber mit dem Klang und der historisch informierten Aufführungspraxis ein neues Element hinein, ohne sich in Spielereien, Manierismen Exaltiertheiten zu verlieren. Noch ist die Liste der mitwirkenden hervorragenden Solist:innen nicht von gestern; sie bilden aber (und das ist

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #102 – Mozart. Requiem
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Buxtehude / Membra Jesu Nostri

Buxtehude / Membra Jesu Nostri

Merkwürdig. Auch auf dem Backcover dieses wunderbaren und kompetenten Doppelalbums ist schon wieder von der «Musik vor Bach» die Rede. Ganz so, als wäre alles, was vor 1685, 1723 etc. entstanden ist, nur historisches Beiwerk. Wann kommt endlich das Selbstbewusstsein der A&R-Abteilungen, das frühe Barock (man entschuldige diese indifferente Einordnung) endlich in seiner musikalischen Einmaligkeit und Vielfalt angemessen wahrzunehmen? Man muss dafür nicht die Musikgeschichte in all ihren Verästelungen studieren. Wer aufmerksam zuhört, erkennt sofort, dass hier eine ganz eigenständige und vor allem schöpferisch eindrucksvoll originelle Klangwelt bis heute etwas

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #080 – Passionen
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Les inAttendus

Les inAttendus

Diese Ensemble ist von seiner Besetzung her wirklich «unerwartet». Wie wohl eine Kunst der Fuge mit auf Akkordeon, Violine und Gambe klingen mag? Vor allem erstaunlich durchsichtig in der kontrapunktischen Faktur – und dennoch als ein in sich geschlossenes, homogenes Ganzes. In diesem Fall war die Idee zu dieser ungewöhnlichen «Deutung» bereits 2015 geboren, eingespielt wurde sie im Dezember 2019. Bedenkt man ferner, dass das Akkordeon in den beiden letzten Dekaden im Rahmen der «klassischen Musik» einen ungeheuren Aufschwung erlebt und sich vollauf etabliert hat, mögen nur Puristen mit den

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #056 – Kunst der Fuge
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Beethoven / Gianluca Cascioli

Beethoven / Gianluca Cascioli

Während viele Labels bereits zum weitgehend ungehört gebliebenen Beethoven-Jahr 2020 ihre vollen Archive geöffnet hatten – Boxen über Boxen türmten sich auf –, geht das französische Label harmonia mundi einen eigenen Weg: Es beschreitet den Pilgerpfad zwischen den Jubiläen 2020 und 2027 mit einem langen Atem und aktuellen Neuveröffentlichungen unterschiedlichster Couleur, die am Ende wohl ein großes Ganzes ergeben sollen. Und so erscheinen in schöner Gleichmäßigkeit Einspielungen, die nicht nur die Hauptwerke des Bonner Genies präsentieren, sondern auch Zeitgenossen und Nebenwege. An vielen diesen Alben kann man wirklich seine Freude

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #053 – Klavierkonzerte
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Beethoven 1–9 / Liszt

Beethoven 1–9 / Liszt

Neun Sinfonien – sechs Pianisten. Innerhalb der Serie Beethoven 20/27 mit Neuproduktion und Wiederveröffentlichungen hat harmonia mundi in diesem Fall tief in das gut bestückte Archiv gegriffen. Bereits in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre entstanden diese Aufnahmen der Liszt’schen Transkriptionen von Beethoven-Sinfonien. Sie zeigen recht unterschiedliche Aspekte dieser im Original als «Partition de Piano» bezeichneten Klavierfassungen auf, die einst diese für das 19. Jahrhundert zentralen Kompositionen ohne Substanzverlust greifbar machen sollten. Franz Liszt fertigte im Sommer 1837 zunächst nur drei Transkriptionen (Nr. 5, 6, und 7) an, alles andere

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #029 – Sinfonien am Klavier
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