26. Juli 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Bach – Ars moriendi

Bach – Ars moriendi

In früheren Jahrhunderten und Epochen wurde anders mit dem Leben und dem Tod umgegangen – und somit auch mit der erhofften Ewigkeit. Dies spiegelt sich besonders in Dichtung und Musik wider, vielleicht am radikalsten in der Verszeile «Komm o Tod, Du Schlafes Bruder». Genau diese Choralstrophe hat vor 30 Jahren, verbunden mit erhabenen Bildern, sogar den Weg auf die Kinoleinwand gefunden. Wie Bach selbst über diese Dinge dachte, wissen wir nicht, aber der Ausdruck seiner Kompositionen scheint Hinweise zu geben. Einige dieser Spuren werden auf diesem hervorragend kuratierten Konzeptalbum nachgezeichnet,

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #162 – kurz & knapp (Barock)
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Bach – Sonaten und Partiten

Bach – Sonaten und Partiten

Bachs sechs Sonaten und Partiten für Violine allein (die auch die Suiten für Violoncello allein) sind Werke, die nicht nur für fertige Instrumentalist:innen gedacht sind, sondern die auch in jedem Takt die kompositorische Vollendung zeigen, Melodie, Rhythmus, Harmonik und Kontrapunkt so zu denken, dass jede Noten in mindestens einer dieser Dimensionen eine substanzielle Bedeutung hat. Und so fordern sie nicht nur eine herausragende Spieltechnik, sondern auch gestalterisches Vermögen in der Vertikalen wie Horizontalen. All dies findet sich eindrucksvoll auf dem zweiten und damit letzten Album dieser Werkgruppe wieder – eingespielt

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #162 – kurz & knapp (Barock)
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Bononcini – Kantaten

Bononcini – Kantaten

Einst gefeiert, ist Giovanni Battista Bononcini (1670–1747) heute nur noch wenigen bekannt, ebenso wie seine Musik. Das ist bedauerlich, denn er galt in London als einer der stärksten Konkurrenten von Georg Friedrich Händel. London? Tatsächlich liest sich seine Biografie allein anhand der Eckdaten aufregend: Bologna, Rom, dann Wien und schließlich die britische Metropole. 1731 stolperte er über ein älteres Plagiat (abseits der gängigen Opern-Pasticcios). Bononcini ging nach Lissabon, verlor viel Geld bei Spekulationen und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Wien. Neben Opern und Sonaten sind mehr als 270

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #162 – kurz & knapp (Barock)
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Bach – Kantaten

Bach – Kantaten

Wie mit einem musikalischen Œuvre umgehen, das bereits vielfach eingespielt wurde, das in seiner Gesamtheit auch live aufgeführt wird? Paul Agnew und das Ensemble Les Arts Florissants beschreiten mit der Serie «A Live in Music» bei Johann Sebastian Bach einen neuen Weg, indem hier Stationen der stilistischen Entwicklung mit beispielhaften Werken aufgezeigt und mit anderen Kompositionen verglichen werden. Eine Schule des Hörens und Verstehens – eigentlich. Die Einschränkung betrifft die Interpretationen selbst. Da mag einem (eine sehr persönliche Sache) der Ton der verwendeten Oboe nicht gefallen, da wird man gelegentlich

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #162 – kurz & knapp (Barock)
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Buxtehude – Sonaten

Buxtehude – Sonaten

Das Schaffen von Dieterich Buxtehude (1637–1707), der fast 40 Jahre lang das Organistenamt an St. Marien in Lübeck bekleidete, lässt sich in drei große Bereiche unterteilen: Orgelmusik, Vokalmusik (Kantaten und Geistliche Konzerte) sowie Klavier- und Kammermusik. Obwohl seine Triosonaten im Gegensatz zu vielen transalpinen Kompositionen so außergewöhnlich sind und dem norddeutschen Stylus phantasticus folgen, sind sie noch immer weitgehend unbekannt. So mag jede Neueinspielung gerechtfertigt sein – auch wenn inzwischen zahlreiche Aufnahmen im virtuellen Katalog zu finden sind. Allerdings geben die Werke für die Interpreten einen weiten Spielraum. Die einen

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #162 – kurz & knapp (Barock)
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Thibault Cauvin

Thibault Cauvin

Bach geht immer. Man kann seine Musik emotional betrachten oder in dem kontrapunktisch verwobenen Liniengeflecht etwas Besonderes entdecken. Am Ende ist es die universelle Abstraktheit der Komposition, die sie auf wohl allen erdenklichen Instrumenten realisierbar macht – vom Akkordeon über den Synthesizer bis hin zur Gitarre und weit darüber hinaus. Johann Sebastian Bach selbst hatte wohl auch die Laute in der Hand und improvisierte – wichtig: privatim!) mit Silvius Leopold Weiss (1787–1750) um die besseren Ideen, wie Johann Friedrich Reichardt verspätet zu berichten weiß (1805): «Wer die Schwierigkeit der Laute

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #161 – Gitarre(n)
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forgotten arias

forgotten arias

Hand aufs Herz: Nicht nur zahlreiche Arien aus der langen Epoche des Barock sind längst vergessen (wie der Titel und das Repertoire dieses Albums ver-spricht), sondern auch die allermeisten der damals komponierten Opern. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Zahlreiche Opernhäuser in den musikalischen Metropolen hatten Jahr für Jahr einen kaum bezifferbaren «Bedarf» an neuen Werken zu den vielfach immer gleichen Libretti. Allein Metastasios L’Olimpiade und L’Artaserse wurden von über 90 Komponisten vertont. Es ging um Topoi und Typen, um Musik und Moneten. Die Oper war ein durchorganisiertes Geschäft

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #160 – forgotten music
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Orgel + Trompete(n)

Orgel + Trompete(n)

Am Ende der Hörbar-Woche «Orgel plus» holt einen dann doch nochmals die Standard-Besetzung ein: Orgel und Trompete, hier mit dem spanischen Motto Proyecto Clarin versehen. Scheinbar, denn das Album bietet nichts von dem, was man erwarten würde. Vielmehr hat der renommierte Natur-Trompeter Henry Moderlak intensiv eine Reihe von musikalischen Quellen des spanischen Frühbarock durchforstet – interessanterweise Musik, die für Orgel geschrieben wurde, die vielfach aber Trompeten-Stimmen einbettet (und diese dann dem typischen Register iberischer Orgel zuweist). Die naheliegende Vermutung: Die Komponisten waren mit den einstigen Naturtrompeten vertraut und imitierten deren

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #159 – Orgel plus
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Orgel + Blockflöte

Orgel + Blockflöte

Eine Besetzung voller klanglicher Synergien. Denn Orgel und Blockflöte ergänzen sich wundervoll – und dies nicht allein, weil auch das Tasteninstrument in der Regel über namentlich identische Register verfügt, sondern weil bei noch viel mehreren die Art der Tonerzeugung identisch ist. Eine Besetzung aber auch, die die «richtigen» Instrumente verlangt. Auf diesem Album etwa sind es verschiedene Nachbauten barocker und prä-barocker Instrumente, die von Charlotte Schneider werkspezifisch eingesetzt werden; bei der Orgel handelt es sich um das zauberhafte Instrument im Seitenschiff der Abteikirche im schweizerischen Payerne aus der Werkstatt von

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #159 – Orgel plus
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Jakub Józef Orlinski

Jakub Józef Orlinski

Dass ein Sängerporträt ganz verschiedene Perspektiven umfassen kann, zeigt auch dieses Album mit dem Countertenor Jakub Józef Orlinski, das tief in das Repertoire des 17. Jahrhunderts eintaucht. Anders als bei vielen anderen Produktionen ähnlicher Art kommt im Booklet hier der kuratierende Musikwissenschaftler zu Wort. Er erläutert die Idee hinter der Einspielung und gibt Informationen und Hinweise zu den einzelnen Stücken. Mir ist das sehr sympathisch. Denn was wären die besten Sänger:innen und Musiker:innen ohne die Fachexpertise und was wären Wissenschaftler:innen und Philolog:innen ohne die klangliche Realisierung der Fundstücke? Yannis François

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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Alexandre Baldo

Alexandre Baldo

Dunkle Töne. Bei diesem Album handelt es sich in gleich dreifacher Weise um ein Portrait: zum einen des jungen Alexandre Baldo und seines Bass-Baritons, zum anderen des wohl allenfalls nur noch dem Namen nach bekannten Antonio Caldara (1670–1736) und zum dritten des Bassisten Christoph Praun (1696–1771/72), der für annähernd ein halbes Jahrhundert Mitglied der kaiserlichen Hofkapelle in Wien war – und als einer der herausragenden Sänger seiner Zeit bei der Aufführung zahlloser Opern, Oratorien etc. mitwirkte. Praun übernahm dabei dokumentarisch belegt auch Partien in den Opern Caldaras, der seinerseits als

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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Laila Salome Fischer

Laila Salome Fischer

Affekt und Emotionen. Die Musik des Barock wird davon getragen – all die Opernarien, aber auch viele Sätze der Instrumentalmusik. Die vorherrschende Affekteinheit in den Sätzen machte es leicht, bestimmte Topoi auszuarbeiten, aber auch die eine oder andere Arie auszutauschen oder ganze Opern als Pasticcio anzulegen. Auch dieses Album setzt bei den Affekten an und widmet sich einzelnen Schreckensszenen in wechselnden emotionalen Konstellationen: von Verzweiflung, Trauer und Wut über Angst und Kampfeslust bis hin zu Liebe und Sehnsucht. Max Volbers spricht im Booklet nicht ohne Augenzwinkern von einem musikalischen «Gruselkabinett»

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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