17. Dezember 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Pierre Boulez – Œuvres complètes

Pierre Boulez – Œuvres complètes
Pierre Boulez – Œuvres complètes
Erstmals 2013 erschienen, wurde diese Box zum 100. Geburtstag von Pierre Boulez noch einmal „limitiert” aufgelegt und mit anderen Bestellnummern versehen. In Zeiten des niedergehenden Fachhandels dürfte das freilich kaum jemand bemerken, es sei denn, man schaut in die von vielen fleißigen und zuverlässigen Händen erhobenen Daten bei discogs.com. Was nach den zwölf dazwischenliegenden Jahren sofort ins Auge fällt: Der einstige Blick auf das Schaffen (Œuvres complètes) wird auf dem Kästchen nun und im Rahmen einer noch größeren Gesamt-Edition geradewegs personalisiert (The Composer).

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Angesichts einer weit verbreiteten Unkenntnis des Œuvres selbst erscheint eine solche Box tatsächlich dringend geboten. Und dennoch stellt sich die Frage, ob das im Booklet enthaltene Material ausreicht, um ein verständiges Hören des einzelnen Werkes zu gewährleisten und seinen Kontext (musikgeschichtlich wie auch im Œuvre selbst) zu erfassen. Es gäbe zu viele Fäden zu berücksichtigen: am Anfang die geschichtliche Situation am Ende des Zweiten Weltkriegs und die Ursachen für Boulez’ Rütteln an den etablierten Notenregalen und seinen Weg zur Serialität, später dann das kompositorische Verfahren zwischen Abbruch, Revision und Neukomposition. All dies lässt sich nur stückweise aus den umfangreichen Werkkommentaren exzerpieren und herausdestillieren, was leider die Vorstellung einer gewissen Exklusivität bestärkt. Gerade mit den neuen Medien wäre ein frei zugängliches Tutorial hier nützlich gewesen. Aber wer weiß? Vielleicht finden sich eines Tages kluge Geister – denen die GEMA beim Zitieren aus Noten und Aufnahmen dann hoffentlich keine Fallstricke legt …

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Pierre Boulez – Œuvres complètes
Douze Notations für Klavier;
Sonatine für Flöte und Klavier;
Klaviersonate Nr. 1;
Le Visage nuptial für Sopran, Mezzosopran, Chor, Orchester;
Klaviersonate Nr. 2;
Livre pour quatuor (Fassung 1962);
Structures Livre I;
Le Soleil des eaux (4. Version 1965) für Sopran, Chor und Orchester;
Le Marteau sans maître;
Klaviersonaten Nr. 3;
Structures Livre II;
Figures, Doubles, Prismes (2. Version 1968) für Orchester;
Eclat-Multiples;
Domaines für Klarinette solo;
Domaines für Klarinette & Instrumentalgruppen;
Improvise pour le Dr Kalmus für fünf Instrumente;
cummings ist der dichter (2. Version 1986) für Soli, Chor und Instrumentalensemble;
Livre pour cordes;
Rituel in Memoriam Bruno Maderna;
Messagesquisse sur le Nom de Paul Sacher für Violoncello solo und sechs Violoncelli;
Notations I-IV und VII für großes Orchester;
Memoriale (…explosante fixe… Originel) für Flöte und neun Instrumente;
…explosante-fixe… (4. Version 1995) für Ensemble;
Anthèmes I für Violine solo;
Anthèmes II für Violine und Elektronik;
Repons für Solisten, Kammerensemble und Elektronik;
Dialogue de l’ombre double für Klarinette solo;
Derive 1 für sechs Instrumente;
Derive 2 für elf Instrumente;
Incises (endgültige Fassung 2001) für Klavier;
sur Incises für 2 Klaviere, 3 Harfen, 3 Percussionisten;
Une page d’éphémeride für Klavier;
Le Marteau sans maître (Aufnahem 1964);
Le Soleil des eaux (2. Version 1950) für Soli und Orchester (Aufnahme 1950);
Sonatine für Flöte und Klavier (Aufnahme 1956);
Interview Pierre Boulez mit Claude Samuel (2011)

Pierre-Laurent Aimard (Klavier); Sophie Cherrier (Flöte); Phyllis Bryn-Julson (Sopran); Elizabeth Laurence (Mezzo); BBC Singers; BBC Symphony Orchestra; Maurizio Pollini (Klavier); Quatuor Parisii; Alfons Kontarsky, Aloys Kontarsky; Hilary Summers (Mezzo); Ensemble Intercontemporain; Paavali Jumppanen; Florent Boffard (Klavier); Alain Damiens (Klarinette); Michel Portal (Klarinette); Musique vivante; Diego Masson; Wiener Philharmoniker; Jean-Guihen Queyras (Violoncello); Jeanne-Marie Conquer (Violine); Hae-Sun Kang (Violine); Ircam; Dimitri Vassilakis (Klavier); Hidéki Nagano (Klavier); Pierre Boulez
Deutsche Grammophon 480 6828 (1950–2012)

HörBar #173 – Boulez 100

Pierre Boulez – Livre pour quatuor

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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This entry is part 3 of 3 in the series HörBar #173 – Boulez 100

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