
Alle Werke entstammen der katholischen Liturgie, ohne dass diese Weihnachts-Produktion einer Liturgie folgen würde. Vielmehr scheint es, als könnten die Motetten im 21. Jahrhundert auch von ihrem Text vollkommen befreit existieren. Denn wer vermag es heute noch, den lateinischen Versen im Detail zu folgen? Am Ende steht für die Mehrheit wohl allein der Genuss des puren Klangrausches – so wie es damals wohl auch all jenen erging, die weder zum Klerus noch zu den führenden Familien der Stadt gehörten. Auch wenn vielleicht noch nicht von Erhabenheit die Rede war, dürfte dieses Gefühl dennoch bei den fulminanten mehrchörigen Sätzen Einzug gehalten haben. Dass auch Heinrich Schütz mit einer Motette vertreten ist, entspringt keinem Zufall – diskutiert wird zudem für sein «Hodie Christus natus est» eine Entstehung um 1610 in der Serenissima. Schade nur, dass man seine Vorlage (eine Motette mit demselben Text von seinem Lehrmeister Giovanni Gabrieli aus dessen Sacrae symphoniae, 1597) nicht aufgenommen hat. Es wäre ein erhellender Gewinn gewesen.
Natale veneziano
Heinrich Schütz. Hodie Christus natus est SWV 456; Claudio Monteverdi. Dixit Dominus SV 191; Confitebor tibi Domine SV 265; Beatus vir SV 269; Laudate pueri Dominum SV 196; Laudate Dominum SV 274; Andrea Gabrieli. Angelus ad pastores ait; Giovanni Bassano. Quem vidistis pastores; Giovanni Gabrieli. O Jesu mi dulcissime; Francesco Cavalli. Alma redemptoris mater; Salve Regina; Alessandro Grandi. Magnificat
Il Pomo d’Oro, Giuseppe Maletto
Arcana A 584 (2024)








