
Das forsche Auftreten hier setzt freilich nur die hoch expressive und emotional-dramatische Interpretation der Arien durch Anna Prohaska fort. Mit ihrer lodernden Stimme durchglüht sie geradezu die Rezitative – und schenkt den Arien wundervolle Wärme wie in «Non più di fiori» aus La clemenza di Tito (mit diesem hinreißenden obligaten Klarinetten-Part) oder scheint sie von innen heraus zu sprengen wie bei «D’Oreste, d’Aice» aus Idomeneo. Was an diesem Album allerdings verwundert, ist nicht nur die ungeklärte Frage, ob es sich nun um einen Konzertmitschnitt oder eine Nachproduktion handelt (im Impressum des Booklets findet sich nur ein leicht zu übersehender Hinweis bei den Foto-Credits), sondern auch der Titel Haffner-Akademie. Denn die Sinfonie wurde von Mozart zwar am 23. März 1783 in Wien aufgeführt, dort allerdings (und dies schon rein chronologisch) ohne eine Vielzahl der hier kombinierten Arien. Auch der Verweis auf Mozarts präferierte Sopranistin Nancy Storace hilft hier nicht weiter. Eigentlich sind es also zwei Konzepte für ein Album, die kaum eine Schnittmenge ergeben.
Haffner-Akademie
Wolfgang Amadeus Mozart. «Giunse alfin il momento» / «Deh vieni, non tardar», aus: Le nozze di Figaro KV 492; «Temerari, sortite» / «Come scoglio», aus: Così fan tutte KV 588; «Welcher Wechsel herrscht» / «Traurigkeit ward mir zum Lose», aus: Die Entführung aus dem Serail KV 384; «O smania! O furie!» / «D’Oreste, d’Aiace», aus: Idomeneo, Re di Creta KV 366; Sinfonie Nr. 35 D-Dur KV 385 «Haffner»; «Ecco il punto, o Vitellia» / «Non più di fiori», aus: La clemenza di Tito KV 621; «Se il padre perdei», aus: Idomeneo, Re di Creta KV 366; «Ch’io mi scordi di te?» / «Non temer, amato bene» KV 505
Anna Prohaska (Sopran), Herbert Schuch (Klavier), Ensemble Resonanz, Riccardo Minasi
harmonia mundi HMM 902704 (2022)








