Das hört man so auch nicht alle Tage. Eine Musik, die um sich selbst herum schleicht und in sich selbst hineinkriecht. Einerseits ganz in harmonischer Enge abgesoftet, auf der dann ein wenig tonklabautert wird. Es klingt luftig, fast etwas wie Regen, musikalisch regeneriert gedeutet, transformiert.
Dumpf und klar zugleich, zeitlos und in aller Langsamkeit strukturiert ist diese Musik von Gabriel Brady. Davon geht eine Faszination aus, die man kaum sinnvoll beschreiben kann. Es hat etwas von einem Kokon aus distinguierter Klangmasse, die eher dauergeknetet und -gekaut wird wie ein viel zu großes Kaugummi. Zumindest in den beiden ersten Tracks des Albums. Danach scheint das Verfahren wie gedreht. Vorn im Klangbild die harmonischen Fortschreitungen, die tatsächlich hier schreiten, im Hintergrund und drunter Saitengerassel.
Ich finde diese Form des Zusammenbaus aus diskreten musikalischen Praktiken aufregend. Denn Musik wird hier zu Neuem legiert und erhält damit neue Eigenschaften und Fähigkeiten. Alles mit der unbeschreiblichen Gewalt der Gemütlichkeit, die gleichwohl einige Überraschungen bereithält, wie ein «pitch-shifted and vari-speed piano» in «Untitled». Da lugt im Geigenspiel von Kalman Strauss ein bisschen Jazzansprache durch den Vorhang der gefilterten Repetitionen. You know! Nice.
Gabriel Brady – Day-blind [2025]
- All tracks composed, recorded, and produced by Gabriel Brady
- Instrumentation by Gabriel Brady (bouzouki, modular, piano, synths) , Kalman Strauss (violin) on Untitled and Streetlight.
- Mixed and Mastered by Joe Talia. Lacquer cut by Andreas Kauffelt at Schnittstelle Mastering in Berlin, Germany. Cover artwork by Sachiko Kirby. Art direction and design by Adam Heron
LP Tonal Union TU013 (VÖ: 13.06.2025)