
Ich habe mich anfangs sehr schwer getan, einen Zugang zu diesem Album finden, aber unterdessen habe ich es sicher fünf oder sechs, sieben mal durchgehört. Der Start ist so sympathisches Duo des Sängers Ola Onabulé mit dem Gitarristen Nicolas Meier, die auch beide das Cover zieren. Danach spielt die Kombo mit auf und die Reise geht durch zahlreiche Genres der Musikwelten von Rio über den afrikanischen Kontinent bis in Studios des frankoangloeidgenössischen Raumes. Man hört da auch mal Anleihen beim Musical-Gesang, wie wunderbare Backvocals im Kanon mit dem Solisten.
Fast jeder der 10 Titel schließt sich dabei ein in ein eigenes Universum komplexer Arrangements und Stilistiken. Das ist geradezu überbordend viel. Das kann abschrecken, so sehr es da und dort funky wird und dann und wann eine massive Soundsuppe sowohl aufgetischt und abgeräumt wird. Das knallt überaus elegant. Da sind so kleinste «Tricks», wie ein gestrichener Bass zum mitspielenden Gegenpart wird wie in «Centauri». Von solchen Komplexitäten in der Musik gibt es so viele hier. Das überrascht, wie auch die gelegentliche Ohrwurmfähigkeit mancher Songs. Ich weiß wovon ich rede, denn davon kann man zugleich verrückt werden.
Dazu kommt aber auch eine musikalisch räumliche Tiefe, die durch die Art und Weise, wie Onabulé stimmlich phrasiert, nämlich in feinen Tonpinseleien: warm, hell, grundig, abschlängelnd, rau, glatt, virtuos scattend auch.
Das ist eben doch alles sehr eigenartig, so dass die Musik einen vielleicht auch überfordert und man sich zur Not einfach mitreißen lässt. Oder eben mehrfach abtaucht, eintaucht, untergeht und davontanzt und den Sommer begrüßt.
Ola Onabulé / Nicolas Meier: Proof Of Life [2025]
- Ola Onabulé – Vocals, Keyboard
- Nicolas Meier – Guitar, Glissentar
- Jakub Cywinski – Acoustic Bass
- Chris Nickolls – Drums
- Will Fry – Percussion
Rugged Ram Records – RRAMCD016 – (VÖ 30.06.2025)