Liest man den von Alexandre Baldo selbst verfassten Booklet-Essay aufmerksam, finden sich Spuren der Genese dieses Albums. Denn die von ihm unternommene Durchsicht dutzender Partituren in der Österreichischen Nationalbibliothek erfolgt im Herbst 2020 – zu einer Zeit, in der es sängerisch nur wenig «zu tun» gab, in der aber Freiraum für derartige Recherchen bestand. Die dabei herausdestillierten Arien und instrumentalen Sätze aus insgesamt elf Kompositionen entstanden zwischen 1717 und 1736. Sie zeigen Caldara als einen mehr als nur routinierten Meister, machen aber auch deutlich, dass am Wiener Hof mit lokaltypischen Stereotypen gearbeitet wurde. Darin besteht auch die Schwierigkeit dieses Albums: Die ausgewählten Arien sind in ihrer Gesamtheit nicht originell genug, und es gelingt Alexandre Baldo mit seiner geraden, mit an Farben und Ausdruck aber etwas zu eingeschränkten Stimme nicht ganz, eine darüber hinaus wirkende unmittelbare Lebendigkeit zu erzeugen. Das junge Ensemle Mozaique spielt engagiert mit einem eher weichen Ton – und trifft damit einen Kern dieses Repertoire.
Antonio Caldara. Arias for Bass
Antonio Caldara. «Su cedete al dio dell’armi» aus: La contesa de’ numi; «Cosi dunque tradisci» / «Aspri rimorsi astroci» aus: Il Temistocle; «Tronchi, si, la falce irata» aus: Cajo Marzio Coriolano; «Vedea modesto volto» aus: Mitridate; «Minaccera le sponde» aus: Scipione nelle Spagne; Introduzione aus: Ifigenia in Aulide; «Quanto ria tal pena sia» aus Scipione Africano il maggiore; «Piu di belva» aus: Il Batista; Sinfonia aus: Santa Ferma; «Sapienza increata» / «Quando il tenero» aus: Gesu presentato nel tempio; «Furie implacabili» aus: Nitocri
Alexandre Baldo (Bass-Bariton), Ensemble Mozaique
PAN Classics PC 10447 (2022)