«Fauré authentique» steht als Motto auf dem Cover. Doch was kann an einem solchen Album «authentisch» sein – oder besser noch: «echt» oder «verbürgt»? Der Komponist – der nun vor genau einem Jahrhundert verstorben ist? Die Werke selbst – die doch erst durch jede individuelle Interpretation klanglich realisiert werden müssen? Oder doch «nur» das Instrumentarium mit seinem spezifischen Klang? Jedenfalls wurde als Klavierinstrument ein Érard-Flügel von 1929 gewählt, der Faurés Musik anders, neu und verblüffend unverstaubt klingen lässt: nämlich in wunderbarer Clarté und kammermusikalischer Nähe. Denn der Érard besitzt nicht nur ein leuchtendes Obertonspektrum, sondern auch die nötige Präzision im Bass, die nichts verschleiert, sondern auch akkordische Strukturen offen legt. Ein Instrument des französischen Salons, ein Instrument, mit dem ich dieses Repertoire eigentlich nur noch hören möchte.
Plötzlich bedarf es keiner Süffigkeit mehr im Ton des Violoncellos. Es darf einfach in bester Lage spielen, ohne seine Kantabilität aufzwingen zu müssen. Der Pianist läuft dabei Gefahr, nichts mehr vertuschen zu können (was er hier nicht muss). Zugleich gelingt der profunden Einspielung der Spagat zwischen den sensiblen kleineren, für den Salon bestimmten Charakterstücken und den beiden großen Sonaten aus späterer Zeit, mit denen Fauré während und noch einmal nach dem Ersten Weltkrieg ganz eigene Akzente setzte. Dass Marc Coppey (Violoncello) und François Dumont (Klavier) hier ein großer Wurf gelungen ist, wird schon nach wenigen Takten deutlich; darüber hinaus hinterlässt das Album einmal mehr das Gefühl, von Fauré zu wenig und das Wenige in oft unglücklichen Interpretationen gehört zu haben. Nicht verpassen!
Gabriel Fauré. Complete Works for Cello and Piano
Papillon op. 77; Berceuse op. 16; Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 1 op. 109; Romance op. 69; Élégie op. 24; Sérénade op. 98; Sicilienne op. 78; Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 op. 117; Après un rêve op. 7/1; Allegretto moderato für zwei Violoncelli; Berceuse aus «Dolly» op. 56/1
Marc Coppey (Violoncello), François Dumont (Klavier), Pauline Bartissol (Violoncello)
audite 97.825 (2023)