Wüsste man es nicht besser, so würde das Concertino in der hier zu hörenden Fassung mit obligater Laute, Flöte und Streichtrio als «original» durchgehen, so vielfältig und abwechslungsreich wurden die vier Sätze neu gefasst – und zwar nicht nur das in Variationsform angelegte Finale (von dieser Bearbeitung hat lediglich die in Tabulatur notierte Lautenstimme die Jahrhunderte überdauert). Auch die von Meingosius Gaelle (einem Benediktinerpater) im Jahre 1809 angefertigte Be¬arbeitung der Sinfonie macht einen verblüffend authentischen Eindruck – obwohl hier nun neben dem Streichtrio eine Harfe gefordert und an manchen Stellen zur Erweiterung des Spektrums ein Salterio (Hackbrett) von Seiten des Ensembles hinzugefügt wurde. Laute, Harfe und Salterio aber waren noch am Ausgang des 18. Jahrhundert auch beim Adel beliebte und virtuos beherrschte Instrumente, die Harfe wurde bei Vokalmusik gar vielfach als Alternative zum Clavier gesehen. Insofern ist es dramaturgisch vollkommen schlüssig, dem Album drei Lieder beizugeben: eine alte Bearbeitung sowie zwei Nummern aus den Welsh Airs – immer wieder großartige Stücke. Die letzten Verse könnten nicht besser passen: «Draw closer, friends, the table round, / And cheerly greet the rising sound, / Love, arms, and ale, and rousing fire / And thrilling harp my soul inspire.»
Haydn News.
Joseph Haydn. Je ne vous dirais point (aus der Sinfonie Nr. 53 d-Moll Hob. I:53, arr. für Sopran und Harfe; Sinfonie Nr. 60 C-Dur Hob. I:60 «Le Distrait» (arr. für Harfe, Dulcimer und Streichtrio); The Despairing Bard Hob. XXXIb:19 für Sopran, Dulcimer, Harfe; Concertino G-Dur Hob. II:1 für Laute, Flöte, Streichtrio; The Inspired Bard Hob. XXXIb:25
Hannah Morrison (Sopran), Nuovo Aspetto, Michael Dücker
Prospero PROSP 0017 (2017)