«Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne» – so heißt es bei Hermann Hesse, und diese Worte treffen auch auf diese, ich möchte sagen: sensationell unspektakuläre Einspielung zu. Sie ist der Auftakt zu einer (man mag es dieser schnelllebigen Zeit kaum glauben) Gesamteinspielung (!) aller Mozart-Sinfonien, die bereits in der ersten Folge für alles Weitere Maßstäbe setzt. Denn das Ensemble il pomo d’oro zeigt sich unter der Leitung von Maxim Emelyanychev als geradezu idealer, wandlungsfähiger Klangkörper für die so unterschiedlichen Kompositionen zwischen leichter Feder und erhabenem Ernst, zwischen geschmeidig-galanten Linien und feurig-griffigem Tutti. Zugleich werden die Farbschattierungen des authentischen Instrumentariums auf faszinierende Weise natürlich und in einer atemberaubenden geschlossenen Klanglichkeit ausgespielt. Dieser Aufnahme ist all das fremd, an dem man sich sonst bisweilen mal mehr, mal weniger stört: an einem künstlichen Nachdrücken, an forcierten Akzenten, überzogenen Gesten oder manieriert ins Nichts abgleitenden Phrasierungen.
Und es spricht schon für ein gesundes Selbstvertrauen der Interpreten, mit der ersten Folge den gesamten Rahmen abzustecken – von der «ersten» Sinfonie KV 16, die (wohl auch dank Papa Leopold) alles andere als kindlich ist, bis hin zur so genannten Jupiter-Sinfonie KV 551 mit ihrem sublimen Fugen-Finale. Dazwischen überrascht Maxim Emelyanychev mit dem viel gespielten Klavierkonzert A-Dur KV 488 in einer traumhaft geschlossenen Interpretation. Hier ist es die Selbstverständlichkeit der Gestaltung, die diese Musik, wie es nur ganz selten gelingt, selbst zum Fließen und Sprechen bringt. Der Graf-Flügel aus dem Jahr 1823 wirkt dabei keineswegs zu mächtig, sondern fügt sich mit seinem etwas fülligeren Ton ausgewogen ins Spektrum ein. – Schon im Februar für mich fraglos einer der Höhepunkte des Jahres!
Wolfgang Amadeus Mozart. The Beginning and the End
Sinfonie Nr. 1 Es-Dur KV 16; Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488; Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551
il pomo d’oro, Maxim Emelyanychev (Klavier, Leitung)
Aparté AP 307 (2020)