Wenn man es mal rein positiv auffassen wollte, würde man diese CD, die sich in 12 Tracks unterteilt, die jeweils den Namen eines Monats im Jahr tragen, als poetisch bezeichnen. Wenn man davon etwas absieht, vielleicht als schnulzig-süffig oder eben auch als kitschig. Für Stimmung sorgen Akkordeon und Gitarren plus Bass und Schlagzeug – solide – zu denen fallweise an vier Monaten hohe Saxophone tonbildbetupfend hinzutreten.
Zur der Sache selbst: Viele Tracks spielen offenbar mit einer Art musikalischer Täuschung, so Fastzitaten. Der December mit “Zombie”, dem Lied von Dolores O’Riordan – Cranberries, aber ebenso mit einem bekannten Trauermarsch eines polnischen Komponisten. Der July klingt etwas nach irgendwas aus den Soundtracks zu den „La Boum“-Filmen. Dagegen spricht nichts. Aber ich wollte es wenigstens gesagt haben. Vielleicht spielt mir da auch nur die Nostalgie einen Streich. Anderes in der musikalischen Technik ist irgendwie „durchschaubar“, so wie die harmonischen Rückungen um Tonstufen und auch wieder zurück wie man sie von Hymnen-Komposition beim European Song Contest her kennt. Das funktioniert so lange gut wie die Pointe bei einem etwas flaschen Witz, nämlich genau 1 x.
Was denn nun dann? Das entscheiden allein die Ohren der Hörerinnen und Hörer beziehungsweise das Organ, das dazwischen liegt. Daher ist die Scheibe für den einen wie gemacht, während die andere sich gelangweilt abwendet. Ich habe mich noch nicht ganz entschieden.
Mascellino: The Seasons [2022]
- Ruggiero Mascellino: accordion, piano, keyboards
- Manfredi Tumminello: electric, acoustic and classical guitar
- Marco Spinella: bass
- Gabriele Palumbo: drums and percussions
- Guests: Vincenzo Mancuso: electric guitar (track 10), Orazio Maugeri: alto sax (track 8), Gaspare Palazzolo: soprano sax (tracks 5, 9, 10)
Da Vinci Jazz (VÖ 21.1.2022)