Unter Gitarristen ist Ian Krouse (geb. 1956) möglicherweise bekannter als in anderen musikalischen Kontexten. Einige Aufmerksamkeit erlangte er mit der Einspielung seines Armenian Requiem op. 66 (2015); nun ist wiederum bei Naxos und innerhalb der Serie «American Classics» ein Album mit Orchesterwerken von ihm erschienen – wobei zwei Sätze der Sinfonie bereits unabhängig als Werke für sinfonisches Blasorchester entstanden waren; die beiden Streichersinfonien gehen auf Gitarrenquartette zurück.
Letztere sind mit Sicherheit und Abstand die interessantesten Werke: das eine (ohne Violinen dunkel getönt) greift einen jüdischen Gesang auf, das andere reiht sich in die lange Reihe der Kompositionen über «La Folia» ein. Die 5. Sinfonie wie auch die Fanfare weisen schon im Titel politische Implikationen auf und dokumentieren die künstlerische Freundschaft zwischen dem in Kalifornien residierenden Krouse, dem Dirigenten Jong Hoon Bae und der koreanischen Seocho Philharmonia. Das ästhetische Problem: Diese Musik schwelgt vielfach in jenem Pathos, das man eher cineastisch verortet; die Fanfare (ein Auftragswerk) stellt gar einen sehr müden Copland-Abklatsch dar. Allerdings nimmt sich die Seocho Philharmonia der Partituren mit Sorgfalt und Elan an – und zaubert gleichermaßen Klänge der Westküste wie auch Archetypen des Breitwandformats auf die akustische Leinwand.
Ian Krouse. Symphony No. 5 op. 55 «A Journey Towards Peace» (2017); Fanfare for the Heroes of the Korean War op. 71 (2020); Symphonies of Strings No. 2 op. 30b «Song of Freedom» (1993); Symphonies of Strings No. 1 op. 33b «La Follia» (1993)
Michael Dean (Bass-Bariton), Jens Lindemann (Trompete), UCLA Brass Quintet, Seocho Philharmonia, Jong Hoon Bae
Naxos 8.559907 (2019, 2021)