Noch immer steht das Streichtrio im Schatten des übermächtigen Quartetts. Das gilt für das Repertoire wie auch für die stehenden Ensembles. Doch scheint sich die kleinere Formation nach und nach durchzusetzen – auch wenn natürlich der Werkbestand weniger umfangreich ist. Mit großer Freude denke ich daher noch immer an die erste Begegnung mit dem Thibaud-Trio, 1995 in Berlin, damals noch in einer etwas anderen Besetzung.
Dass nun aber Mozart auf den Pulten liegt, ist eine Pflicht, aber auch eine kleine Überraschung. Denn die Thibauds mögen es eher griffig und kantig (wie bei den beiden Beethoven-Aufnahmen aus alter und neuer Zeit zu hören); das große Divertimento KV 563 erfordert einen anderen Zugang, einen eleganteren Ton, eine subtilere Kommunikation – Anforderungen, die das Ensemble mit seiner Erfahrung fraglos auf hohem Niveau erfüllt, und vielleicht doch nicht das eigene Wesen trifft.
Einen stärkeren Eindruck hinterlassen hier die Präludien und Fugen KV 404a, von denen das sechste und letzte Paar (wie auch ein längerer Fragment gebliebener Satz) als Supplement zum Download bereit stehen – die CD ist mit 82 Minuten randvoll und hätte für alles eher geteilt werden sollen. Wann aber nimmt sich das Thibaud-Trio endlich (wieder) der Streichtrios von Paul Hindemith an?
Wolfgang Amadeus Mozart. Divertimento Es-Dur KV 563, Präludien und Fugen KV 404a, Streichtrio G-Dur (Fragment)
Jacques Thibaud String Trio
audite 97.773 (2020)