Hochwertig und exquisit. So präsentiert sich diese Veröffentlichung bereits in ihrer Optik und Haptik. Bei der Wahl des Oberflächenmaterials hat man offenkundig auf ganz andere, zweifelsohne: mobile, Kultobjekte geschielt – ein Statement, das sich auch im 150 Seiten starken, durchgehend farbig und in bester Qualität gedruckten Begleitbuch spiegelt: mit einer üppigen Introduktion, einem Vorwort, Werkeinführungen, der Geschichte des Orchesters, des eigenen Konzertsaals und seiner Orgel sowie Ausblicken auf die Zukunft. Gerade noch rechtzeitig vor dem weltweiten kulturellen Lockdown erfolgte die Aussendung, mit der nun auch das traditionsreiche, 1918 gegründete Cleveland Orchestra sein eigenes Label startet.
Welch programmatische Freiheit damit verbunden ist, zeigen die drei CDs mit aktuellen Aufnahmen aus den Jahren 2017, 2018 und 2019: Die Kombination zwischen Repertoire und Moderne wird konsequent durchgehalten, wobei selbst der Begriff „Repertoire“ neu gefasst wird: keine Beethoven-Sinfonie, sondern eine vom Chefdirigenten Franz Welser-Möst selbst eingerichtete Partitur des Streichquartetts a-Moll op. 132, keine der vielgehörten reifen Tondichtungen von Richard Strauss, sondern sein frühes Aus Italien op. 16 und von Sergej Prokofjew nicht die klassizistische erste Sinfonie, sondern die kantigere dritte. In instruktiver Paarbildung werden dazu Werke gesetzt, die noch immer zeitgenössisch anmuten oder es tatsächlich sind: Amériques (1921) von Edgard Varèse, Stromab (2016) von Johannes Maria Staud sowie das Orgelkonzert Okeanos (2014/15) von Bernd Richard Deutsch. Auch musikalisch wie klanglich offeriert die Produktion eine rundweg überzeugende Synthese aus nach innen schauender mitteleuropäischer Interpretationskultur und dem saftigem, in sich abgerundet glänzenden Ostküsten-Sound – eine Verbindung übrigens, die schon vor vielen Jahrzehnten viel Bleibendes hervorgebracht hat.
Ludwig van Beethoven. Streichquartett a-Moll op. 132 (Arr. für Streichorchester); Edgard Varèse. Amérique; Johannes Maria Staud. Stromab; Richard Strauss. Aus Italien op. 16; Bernd Richard Deutsch. Okeanos; Sergej Prokofjew. Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44
The Cleveland Orchestra / Franz Welser-Möst
The Cleveland Orchestra TCO 0001 (2017–2019)
- Father Copland – Württembergisches Kammerorchester Heilbronn / Scaglione
- Franck: Psyché – Royal Scottish National Orchestra / Tingaud
- Mussorgsky / Ravel – Les Siècles / Roth
- Aspects of America: Pulitzer Edition – Oregon Symphony / Kalmar
- Strauss: Don Juan / Till Eulenspiegel / Also sprach Zarathustra – NDR Elbphilharmonie / Urbański
- A New Century – The Cleveland Orchestra / Welser-Möst