21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie, Nuit et brouillard, Trauerstücke aus Filmpartituren

Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie, Nuit et brouillard, Trauerstücke aus Filmpartituren
Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie, Nuit et brouillard, Trauerstücke aus Filmpartituren

Abgesehen von der mehrteiligen Einspielung seiner Lieder (mit Holger Falk und Steffen Schleiermacher) ist es sehr ruhig um die Musik von Hanns Eisler geworden. Nach der einen oder anderen Wiederveröffentlichung aus den Archiven zeigt nun diese MDR-Produktion, dass fast 60 Jahre nach dem Tod des Komponisten (und mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall) hoffentlich endlich die Zeit gekommen ist, Eislers umfangreiches Schaffen nach anderen als bloß ideologischen Kategorien zu bewerten. Hier sind es Stücke und Werke, die der Filmmusik entstammen.

Im Fall der unvollendet gebliebenen Leipziger Sinfonie (einem Auftragswerk des Gewandhaus-Orchesters, 1959) machte sich vier Jahrzehnte später Tilo Medek an eine Rekonstruktion und eigen(willig)e Vervollständigung. Neben den von Jürgen Bruns und Tobias Faßhauer eingerichteten Trauerstücken bildet der halbstündige Originalscore zu Nuit et brouillard (1955) den zweiten Schwerpunkt der CD: eine 13 Stücke umfassende, fast kammermusikalische Partitur zu dem KZ-Dokumentarfilm des Regisseurs Alain Resnais, die sich auch ohne Bewegtbild mitteilt. Das MDR-Sinfonieorchester Leipzig wie auch die Kammersymphonie Berlin (mit Nuit et brouillard) haben Großartiges geleistet. Fortsetzung erwünscht!


Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie (1958–1962, 1998), Trauerstücke aus Filmpartituren (1961/62), Nuit et brouillard (1955)
MDR-Sinfonieorchester Leipzig, Kammersymphonie Berlin, Jürgen Bruns
Capriccio C 5368 (2015, 2018)

 

 

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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