Eine Begegnung mit der Musik von Charles Ives ist immer aufregend. Hier werden neben den Sinfonien Nr. 3 (The Camp Meeting) und Nr. 4 auch elf Hymnen gesungen, die nicht nur den motivischen Hintergrund der Partituren abstecken. Eine reizvolle und instruktive Idee – zumal für die auf einigen dieser Melodien basierende Dritte, deren erst 1946 uraufgeführte Partitur dem unwilligen Komponisten den Pulitzer-Preis einbrachte (der diesen allerdings nur als Zeichen schöpferischer Mittelmäßigkeit annahm).
Längst vergessen ist, dass Gustav Mahler bereits 1911 eine Abschrift mit auf seine letzte Überfahrt nach Europa nahm – ob nur aus Interesse oder mit Blick auf eine Aufführung? Die Musikgeschichte hätte vielleicht eine kleine Wendung erfahren. Die klanglich sehr geglättete und auf Schönheit getrimmte Einspielung unter Michael Tilson Thomas aus San Francisco wirkt auf mich allerdings anhaltend belanglos – ganz im Gegensatz etwa zu einer alten Aufnahme unter Reginald Stewart aus dem Jahre 1955. Der Einwand gilt auch für die Vierte, deren Kanten merklich abgerundet werden.
Charles Ives: Symphonie No. 3 (1908–1910), Symphonie No. 4 (1910–1925), Selected American Hymns
San Francisco Symphony, Michael Tilson Thomas
SFS Media 0076 (2017)
- Olivier Messiaen: Le tombeau resplendissant und andere Orchesterwerke (Tonhalle-Orchester, P. Järvi)
- Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie, Nuit et brouillard, Trauerstücke aus Filmpartituren
- Charles Ives: Symphonie No. 3 und No. 4, Selected American Hymns
- Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125 ؘ– Wiener Symphoniker, Philippe Jordan
- Robert Schumann: Sinfonie Nr. 2 und Nr. 4 – Antwerp Symphony Orchestra, Philippe Herreweghe
- Robert Schumann: Sinfonie Nr. 2 und Nr. 4 – London Symphony Orchestra, Sir John Eliot Gardiner