31. Dezember 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Tranquillo – Sacred Christmas

Tranquillo – Sacred Christmas

Es ist wohl dem messbaren Erfolg der vorhergehenden Produktionen sowie dem Repertoire für Festtage zu verdanken, dass dieses Album physisch erhältlich ist und sich nicht nur im Nirwana des digitalen Raums verbreitet. An sich wäre dieser Tage daran nichs auszusetzen. Wer sich jedoch auf eine reale CD mit 31 (!) Minuten Spielzeit einlässt, fühlt sich ein wenig auf den Arm genommen. Dann doch eher mit dem Shuffle im Streaming – und man wird selig unter dem Baum zur Ruhe kommen. Oder auch nicht. Denn so meditativ die Arrangements auch wirken,

This entry is part 4 of 5 in the series HörBar #174 – Weihnachten
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Pierre Boulez – Piano Works

Pierre Boulez – Piano Works

Wie vollständig ist eine Edition, die sich Œuvres complètes nennt? Eine Frage, die sich angesichts dieses Albums aufdrängt, das mit der Einspielung von zwei frühen Werken die Perspektive auf Pierre Boulez und sein kompositorisches Schaffen bedeutend erweitert. Denn bei den Variationen für die linke Hand und den drei Psalmodien handelt es sich um Werke, die noch vor den Douze Notations entstanden sind. Sie sind komplex und zeigen, mit welcher Geschwindigkeit sich der 20-Jährige das Musikalische erarbeitete und es für sich neu organisierte: nicht in einer durchgehenden Reihe, sondern in einer

This entry is part 5 of 5 in the series HörBar #173 – Boulez 100
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Le nozze in Baviera

Le nozze in Baviera

Noch ein Album mit Musik von den Münchner Hochzeitsfeierlichkeiten aus dem Jahre 1568 – und doch mit einem ganz anderen Ansatz. Denn Eric Rice erklärt, dass ihn eigentlich ein ganz anderes Interesse motivierte, sich mit dem damals aufgeführten Repertoire auseinanderzusetzen: «This recording originated from my curiosity about the moresca, an Italian musical genre that caricatured Black Africans. I wanted to know where, how, and for whom these pieces were performed; this recording of four vignettes from a 16th-century wedding is the result.» Entsprechend hoch setzt der weitere Kontext an («In

This entry is part 3 of 4 in the series HörBar #164 – Anno Domini
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Mēla Guitar Quartet

Mēla Guitar Quartet

Anthony Burgess (1917–1993) – ein Komponist? Wer hätte gedacht, dass sich der bekannte britische Schriftsteller auch als versierter Tonsetzer betätigte! Dabei war er in jungen Jahren nicht zum Studium der Musik zugelassen worden, sondern inskribierte sich in Manchester für englische Literatur. Die folgenden Jahre während und nach dem Zweiten Weltkrieg waren Wanderjahre mit Stationen in Gibraltar, Malaysia und Brunai. Mit mehr als 60 Büchern schuf Burgess ein ebenso umfangreiches wie breites literarisches Werk, wohlhabend wurde er jedoch erst durch A Clockwork Orange (1962), das von Stanley Kubrick verfilmt wurde. Um

This entry is part 4 of 4 in the series HörBar #161 – Gitarre(n)
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Giovanni Sgambati

Giovanni Sgambati

Noch immer hat es die italienische Sinfonik um die Wende zum 20. Jahrhundert schwer, gehört zu werden. Die publikumswirksamere Gattung der Oper scheint nach wie vor alles andere zu überstrahlen. Und so steht auch die Geschichte der Sinfonie Nr. 2 (1883) von Giovanni Sgambati (1841–1914) geradezu beispielhaft für das intensive Bestreben, den musikalischen Kanon zu erweitern, und das nahezu tragische Scheitern an den Bedingungen des Musiklebens. Weder wurde das Werk am 27. Juni 1887 in Köln vollständig uraufgeführt, noch hielt ein großer deutscher Musikverlag sein Wort, die Komposition im Druck

This entry is part 5 of 5 in the series HörBar #158 – Nro. 2
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Malawski / Artur Malawski Podkarpacka Philharmonic

Malawski / Artur Malawski Podkarpacka Philharmonic

Von Artur Malawski (1904–1957) wird man außerhalb seiner polnischen Heimat wohl kaum etwas gehört haben. Auch ich kannte bisher nicht einmal seinen Namen – dabei steht er für eine (fast) verlorene Generation in einem Staat, der nach dem Ersten Weltkrieg restituiert, 1939 überfallen und ab 1945 in neuen Grenzen zu einem Satelliten wurde. Als Komponist fast vergessen, prägte Malawski als Lehrer in Krakau wichtige Persönlichkeiten der nächsten Generation: Zu seinen Schülern zählen als Komponisten Bogusław Schaeffer, Krzysztof Penderecki und Wojciech Kilar sowie als Dirigenten Jerzy Katlewicz und Jerzy Semkow. Seine

This entry is part 4 of 5 in the series HörBar #149 – Sinfonisches
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Ukrainian Masters / Violinsonaten

Ukrainian Masters / Violinsonaten

Eine interessante und im doppelten Sinne bewegende Konstellation. Bereits 2016 hat Solomiya Ivakhiv eine Reihe von Stücken ukrainischer Komponisten aufgenommen – für das amerikanische Label Labor und unter dem Titel Ukraine – Jouney to Freedom. Sie selbst bezeichnete den Titel damals als «Provokation» (das Land feierte den 25. Jahrestag der Unabhängigkeit). Dass nun ein weiteres Album erscheint, diesmal mit gewichtigen Sonaten, lenkt die Aufmerksamkeit angesichts der aktuellen Entwicklungen natürlich zunächst auf den Titel. Doch der ist mit Ukrainian Masters einerseits selbstbewusster, andererseits aber auch neutraler und ganz auf die Musik

This entry is part 1 of 5 in the series HörBar #137 – Ukraine
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Klavierwerke / Wolf Harden

Klavierwerke / Wolf Harden

Abgesehen von einigen Highlights auf dem Konzertpodium und einer sehr überschaubaren Zahl von Neueinspielungen ist das aktuelle Busoni-Gedenkjahr bisher kaum in Erscheinung getreten. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, doch ist zu vermuten, dass sich auch zu einem 100. Todestag an der dramaturgischen Bequemlichkeit kaum etwas verändern wird – zumal sich aktuell mit Bruckner und Fauré Alternativen im Repertoire anbieten. Dabei gehört Ferruccio Busoni (1866–1924) zu jenen großen, großartigen und die Musikgeschichte prägenden Komponisten, die (wie übrigens auch Franz Liszt) immer wieder unterschätzt oder an den Rand gedrängt werden: Sein

This entry is part 1 of 4 in the series HörBar #132 – Busoni 100
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Santoro / Goiás Philharmonic Orchesta

Santoro / Goiás Philharmonic Orchesta

Wer eine Sinfonie mit einem ernsten Streicherfugato beginnt, hat eine doppelte musikhistorische Verpflichtung. Das scheint auch Cláudio Santoro (1919-1989) gespürt zu haben. Zwar geht er gegenüber Schostakowitsch (Sinfonie Nr. 5) ebenso eigene Wege wie dieser gegenüber Beethoven (op. 131). Und doch ist Santoros eigene 5. Sinfonie (1955) bei weitem nicht so gewichtig wie seine Sinfonie Nr. 7 (1959/60), die (soweit sich das rekonstruieren lässt) ein merkwürdiges Schicksal hatte. Denn ihr wurde zwar der 1. Preis bei einem nationalen Wettbewerb anlässlich der Feierlichkeiten zur Einweihung der mitten auf einem Hochplateu mitten

This entry is part 5 of 5 in the series HörBar #125 – Brasilien
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Serenata / Neil Thomson

Serenata / Neil Thomson

Warme Sommernächte. Da macht sich eine späte Serenade besonders gut. Hier stammt sie aus dem fernen Brasilien – und zwar nicht nur der Entfernung nach, sondern auch was Stil, Melodik und Rhythmus angeht. Denn schon bei der ersten Nummer auf diesem Album, der Sonata for Strings (1894) von Antonio Carlos Gomes (1836–1896) muss man lange warten, um an nur ganz wenigen Stellen eine Ahnung südamerikanischen Feuers zu bekommen. Eher hört sich die Sonata an wie eine Schwester geläufiger westeuropäischer Streicherserenaden des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Schön zu hören, doch mi deutlich

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John Adams / RSO Wien

John Adams / RSO Wien

Anders als Philip Glass hat sich John Adams (*1947) schon lange aus den heimtückischen Fallstricken der Minimal Music befreit. Was bei dem einen zu einer manieristischen Perpetuierung bekannter Patterns mutiert, entwickelte sich bei Adams zu einem sehr breiten Repertoire an eigensprachlichen Möglichkeiten. Und dennoch ist es schon recht verblüffend, wie die als dreisätzige Sinfonie angelegte, nach eigener Aussage ein wenig auf das Los Angeles und Hollywood der 30er und 40er Jahre abzielende Partitur von City Noir (2009) an mehr als nur zwei Ecken und Enden dann doch an die viel

This entry is part 1 of 5 in the series HörBar #124 – Sinfonisches
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La Femme / Flaka Goranci

La Femme / Flaka Goranci

Ein Konzeptalbum, das mit knapp 77 Minuten Spielzeit viel Musik in sich hat –Musik von Komponistinnen verschiedener Jahrhunderte, Musik aber auch, die sich mitunter kaum greifen lässt, sondern irgendwo zwischen Orient und Okzident, zwischen unterschiedlichen Wurzeln und Kulturen, zwischen to¬naler Geschmeidigkeit und kantabler Melancholie gelegentlich in einem «easy listening» zerfließt oder untereinander kaum kommuniziert. Es ist ein Album, das die Idee des Crossover ernst nimmt und zu einer Reise in den Südosten Europas und darüber hinaus einlädt, deren Stationen aber seltsam nebulös bleiben und allein durch einen spürbar musikantischen Impetus

This entry is part 5 of 5 in the series HörBar #119 – La femme
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