
Stüssi wirkte vor allem in zahlreichen Gemeinden rund um den Zürichsee als Chorleiter und Organist, darüber hinaus organisierte er Konzerte. Dass er seine Kompositionen (es handelt sich vor allem um Vokalwerke) nicht datierte, mag etwas verwundern. So ist unklar, wann genau er sein Hauptwerk Vergehen und Auferstehung schrieb, das im Autograph den Titel Fantasie in Form eines Oratoriums trägt. Bei einer Aufführungsdauer von knapp 30 Minuten verlangt es mit vier Solostimmen, gemischtem Chor, Knabenchor und Orchester doch einen beträchtlichen Apparat. Dass Stüssi sich nicht scheute, auch Bibelverse zu vertonen, die bereits im Deutschen Requiem von Brahms Verwendung gefunden hatten, und dabei einen eigenen Ton fand, zeugt von Selbstbewusstsein und schöpferischer Kompetenz. Das macht es den Interpreten dieses Albums leicht, sich engagiert den Partituren zu widmen. Tatsächlich sollte Stüssi trotz einiger Rückbezüge keinesfalls als Epigone abgestempelt werden – Kirchenmusik war schließlich schon immer eine eher konservative Angelegenheit. Mich überzeugt seine zeitlose Musik jedenfalls. Chorleiter:innen, die auf der Suche nach neuem romantischem Repertoire sind, sollten „Stüssi” jedenfalls nicht gleich wieder vergessen …
Fritz Stüssi. Vergehen und Auferstehen; Psalm 28 für Soloquartett, Chor und Orgel; Wo du hingehst; Zwei Motetten; Mit Fried und Freud ich fahr dahin; Abend für Sopran, Chor und Orgel; Zum Neujahr für Sopran, Alt, Chor und Orgel
Hannah Morrison (Sopran), Ingeborg Danz (Alt), Fabio Trümpy (Tenor), Krešimir Stražanac (Bass), Johanna Soller (Orgel), Zürcher Sing-Akademie, Zürcher Kammerphilharmonie, Florian Helgath
Claves Records 50-3085 (2019, 2020)








