22. Dezember 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Veni Redemptor Gentium – Concordian Dawn

Veni Redemptor Gentium – Concordian Dawn
Veni Redemptor Gentium – Concordian Dawn
Während es dieser Tage an allen Ecken und Enden ununterbrochen «whamt», regt dieses Album dazu an, sich wieder an den Kern des Weihnachtsfestes zu besinnen. Mit einstimmigen Chorälen und Hymnen, komponierten Sätzen und instrumentalen Improvisationen, entführt das Ensemble Concordian Dawn in die Zeit des ausgehenden Mittelalters. Doch nur sehr wenig ist darüber bekannt, wie zu jener Zeit tatsächlich musiziert wurde. Und so ist es an unserer Vorstellung und der Inspiration der Interpreten, etwas aus dem Überlieferten zu realisieren.

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Diese Herausforderung ist in nahezu jedem Track zu spüren, beispielsweise bei Beata viscera von Perotin (1165–1220), überliefert in der legendären Handschrift «W2»: eine monophone Linie, die sich im Ambitus über eine Oktave hinaus weitet, in dieser Einspielung aber mit einer Vielle instrumental eingeleitet und durch gelegentlich einsetzende Liegetöne gestützt wird. Zugleich geht es stilistisch durch einen großen Zeitabschnitt und quer durch Europa – vom sephardischen Gesang Kuando el rey Nimrod bis hin zu Dufays (früher) Hymne In adventu Domini. So pendelt das Album zwischen kuratierter Dokumentation und (un)einheitlichem Stimmungsbild. Es zeigt damit eher die Grenzen als die Möglichkeiten auf, derartige Musik unter den Weihnachtsbaum des 21. Jahrhunderts zu legen.

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Veni Redemptor Gentium
David Yardley. This holy Tym oure Lord was born; Vox clamatis in deserto; Perotin. Beata viscera; Mikolaj Radomski. Magnificat; Guillaume Dufay. In adventu Domini; Anonymus. Isaiah and Sybil’s Prophecies; Gabriel fram Heven-King; Veni, redemptor gentium; Kuando el rey Nimrod; Alma redemptoris mater; Ave, Regina caelorum / Alma redemptoris mater; Orientis partibus; Alle psallite cum luya; Psallite regi glorie; Hail Mary, full of grace; Personent hodie; Dum medium silentium; Now make we mirthe all and sum; Quem pastores laudavere; Verbum caro factum est; Ther is no rose of swych vertu; Be mery, be mery
Concordian Dawn

Avie AV 2813 (2024)

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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This entry is part 1 of 1 in the series HörBar #174 – Weihnachten

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