Fred over jorden – Uranienborg Vokalensemble (Rezension/Review)

Es ist kein Album wie jedes andere. Dafür steht das norwegische Label 2L mit seinen hochklassigen, durchweg audiophilen Produktionen, die wirklich nur ganz selten einmal einen Wunsch offen lassen. Dass nun mit dem Uranienborg Vokalensemble ein Kammerchor aus «Amateuren» vor den Mikrophonen stand, ist da verwunderlich. Die Sache klärt sich allerdings schon beim ersten Ton: Elisabeth Holte hat ihr 2002 gegründetes Ensemble über die Jahre hinweg zur Spitze der norwegischen Chorszene entwickelt. Dass sie selbst bei Eric Ericson in Stockholm in die Lehre ging, ist dem «nordischen» Klang sofort anzumerken: ein satter Sound mit zahlreichen Differenzierungen, hell und direkt (auch im Solo) und mit einer wärmenden Kühle umgeben.

Auch das Programm mit insgesamt 16 Stücken überzeugt in seiner dramaturgischen Anlage. Denn es wird nicht allein a cappella gesungen. Zahlreiche Nummern wurden von Kjetil Bjerkestrand mit Synthesizer-Sounds klanglich erweitert und angereichert – mit viel Fingerspitzengefühl und immer als Ergänzung zur vokalen Substanz. So erhält auch der alte Satz «Es ist ein Ros entsprungen» ein paar neue Farben im bekannten Gewand; aber auch anderes wird mit liebevoller Hand erweitert und ins 21. Jahrhundert transferiert. So reihen sich Traditionals an komponierte Sätze und neue Arrangements zu einer in sich geschlossenen Folge, die das ausstrahlt, was das Cover verheißt: eine nordische Nacht der Wunder, verbunden mit dem Wunsch nach «Frieden auf Erden» (Fred over jorden).

Fred over jorden – Uranienborg Vokalensemble
Transeamus; Rydd vel for Herrns komme; Nå vandrer fra hver en verdenskrok; Kling no klokka; Deilig er den himmel blå; Velsigna du dag over fjordan; Jeg Synger Julekvad; Det hev ei Rose Sprunge / Hallelujah from the Heart of God; Jolelokker; Dellig er Jorden; O Jul med din glede; Voggesong; Lacrimosa; Eit barn er født i Betlehem; I en natt; Jul, Jul, stralande Jul
Uranienborg Vokalensemble, Kjetil Bjerkestrand (Synthesizer), Øystein Moen (Synthesizer), Torun Torbo (Flöte), Henriette Viktoria Edide Skagen (Orgel), Elisabeth Holte
2L 179-SACD (2024)

Autor

Michael Kube
Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.
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