4. Dezember 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Art’Ventus Quintet – Swiss Treasures

Art'Ventus Quintet – Swiss Treasures
Art’Ventus Quintet – Swiss Treasures
Der Werkbestand ist weder vergleichbar noch in seiner Breite exzeptionell – und wird dennoch unter Kennern das Bläserquintett als dem Streichquartett vergleichbar angesehen. Dabei unterscheidet es sich zwar durch seine traditionelle Besetzung mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott hinsichtlich seiner klanglichen Homogenität, doch hat die Besetzung dank der Werke von Franz Danzi und Anton Reicha eine vergleichbare geschichtliche Perspektive. Das zeigt auch dieses Album mit Werken aus dem Schweizer Schatzkästlein, die wie auch anderswo durch einzelne Kompositionen und ihre Besetzung zusammengehalten werden.

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Hier nun sind es mehrsätzige Werke von Peter Mieg (1906–1990), Paul Huber (1918–2001), Paul Juon (1872–1940) und Gion Antoni Derungs (1935–2012) – allesamt Komponisten, die wohl den meisten nicht sofort etwas sagen, die aber unter eidgenössischen Kennern und Liebhabern einen guten und klangvollen Namen haben. Betrachtet man zudem die Entstehungsdaten, wird rasch deutlich, dass in der Schweiz die Uhren vielfach anders tickten. Wirkliche Avantgarde findet man weder in der Besetzung noch in den Partituren – dafür aber höchst lebendige Partituren, die wohl noch immer ein lohnendes Repertoire darstellen. Die beiden Werke aus dem Jahr 1977 (von Paul Mieg und Gion Antoni Derungs) muten jedenfalls nicht so avantgardistisch an, wie es der Zahl nach scheint. Der Gedanke keimt auf, ob das nicht an der Besetzung des Ensembles liegt (siehe Schönberg, Nielsen und Ligeti) und an der vertrauten Idiomatik der Instrumente. – Das Album überzeugt interpretatorisch, nicht aber akustisch. Die weitläufige Igreja de São Lourenço dos Grilos in Porto ist eben kein Kammermusiksaal. Mich stört so etwas zunehmend.

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Swiss Treasures
Peter Mieg. Bläserquintett (1977); Paul Huber. Adagio und Scherzino (1963); Paul Juon. Bläserquintett op. 84 (1928); Gion Antoni Derungs. Divertimento für Bläserquintett op. 69 (1977)
Art’Ventus Quintet

Prospero PROSP 0081 (2021)

HörBar #172 – Schweiz

Jérémie Conus – Swiss Piano Music

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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